Die USA erholen sich langsam vom nationalen Schock
Von Michael Stürmer
25.12.2010
Irak-Krieg, Finanzkrise und politischer Rechtsruck hinterlassen Spuren im amerikanischen Selbstbewusstsein. Der Abgesang auf die USA aber ist verfrüht.
Die Vereinigten Staaten, so tröstete unlängst Präsident Barack Obama sich und die Seinen angesichts der miserablen Zwischenwahlen, der fortdauernden Finanzkrise und der hohen Arbeitslosigkeit, gingen durch einen „Sputnik-Moment“.
Gemeint war der Schock von 1957, als die Sowjets einen Satelliten in die Erdumlaufbahn schossen. Die Amerikaner, bis dahin in Führung, hatten das atlantische System auf technische Überlegenheit, den Marshall-Plan, den Charme der Demokratie und die erweiterte Abschreckung gegründet. Jetzt sahen sie sich überholt, gedemütigt, bedroht. Gab es eine „Raketenlücke“? Da startete Amerika ein Programm, das auf den Mond zielte, tatsächlich aber die Balance der Strategie wiederherstellen sollte. Es waren die Amerikaner, die alsbald in der Weltraumtechnologie, ob militärisch oder zivil, die Sowjets alt aussehen ließen. „Star Wars“ – so machten sich europäische Besserwisser über die strategische Verteidigungsinitiative des Präsidenten Ronald Reagan von 1983 lustig. Die Sowjets aber ahnten, dass sie verloren hatten: Die Rückständigkeit in den Künsten der Mikroprozessoren war allenthalben zu beobachten, am meisten in der Entschlossenheit des KGB und des Generalstabs, durch eine Revolution von oben das Imperium zu retten. Der Rest ist, wie Amerikaner zu sagen pflegen, Geschichte.
Andere Länder blicken schadenfroh auf die USA
Es war noch immer voreilig, Amerika den Niedergang zu prophezeien, wie es zuletzt der Historiker Paul Kennedy tat, der 1987 in einem berühmten Buch über Aufstieg und Fall der Imperien Sowjets und Amerikaner in „competitive decline“ gesehen hatte.
Namentlich in Deutschland ist es Mode, in einer Mischung aus Arroganz und Schadenfreude die Vereinigten Staaten im Niedergang zu sehen, eine materialistische Zivilisation, eine schlaffe Rasse. Darin sind der Anti-Amerikanismus von links und rechts einig, und keine Geschichtslektion wird das jemals korrigieren. Noch weniger die Erfahrung, dass es die Vereinigten Staaten waren und weiterhin sind, die für Deutschland und Europa lebenswichtige Sicherheit verbürgen, die Weltordnung in Handel und Wandel verteidigen und, trotz schmerzhafter Widersprüche, den Leuchtturm der Demokratie abgeben.
Irak-Krieg, Rechtsruck, Finanzkrise
Tatsächlich ist die Liste amerikanischer Schwächen lang, beginnend damit, dass Amerika seit Jahrzehnten über seine Verhältnisse lebt und nur durch ständigen Dollarabfluss gen China seinen Lebensstandard halten kann. Zudem steht auf der Liste, dass die Infrastruktur brüchig ist, dass der Irak-Krieg noch lange nicht abgeschlossen ist – weiterhin müssen 50.000 GIs in dem zerrissenen Land das Schlimmste verhüten – und dass in Afghanistan auch im neunten Jahr von selbst tragender Stabilität und Sicherheit keine Rede sein kann.
Dazu kommt, dass „America the Beautiful“, wie die alte Hymne heißt, mit sich selbst zerfallen ist. Die „Tea Party“-Bewegung am rechten Rand, die einer antipolitischen Politik Stimme und Masse verleiht, hasst „big government“ und macht traditionellen Republikanern im Kongress und außerhalb längst Angst. Insgesamt ist das Vertrauen zum Kongress auf einem Allzeit-Tief.
Die Finanzkrise, von den „subprime“-Hypotheken über das Versagen der „Rating Agencies“ bis zum Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers, hat tiefe Spuren hinterlassen und das Vertrauen zu Regierung und Notenbank erschüttert. „Banker“, einst Traumberuf, wurde zum Schimpfwort. Es wird schwierig sein, wieder ein neues, tragfähiges Gleichgewicht zu finden. Die Eroberung des Repräsentantenhauses durch die Republikaner in den Zwischenwahlen des 4. November war mehr Ausdruck von Resignation und Zorn als ein verlässliches Mandat, demnächst wieder zu regieren.
Gute Anzeichen für eine positive Wendung
Und doch ist die Wende in Sicht. „Resilience“ ist das uramerikanische Wort, um zu beschreiben, was jetzt kommt und was in der Tat schon begonnen hat. Es ist die Tradition der Selbsthilfe, der Nachbarschafts-Solidarität, der religiösen Netzwerke, die jetzt greifen.
Aber auch die Politik bekommt wieder Wind in die Segel. Das kündigte sich an, als die Administration die allgemeine Gesundheitsvorsorge – wenngleich mit Abstrichen – durchzusetzen vermochte. Zuletzt hat Obama mit dem Kongress einen Kompromiss in der Einkommensteuer geschmiedet, der seinen linken Flügel so wenig befriedigt wie die republikanische Rechte, der aber Geschäftsfähigkeit und Ausgleichsvermögen dokumentiert. In der Außenpolitik hat Obama einen Erfolg erkämpft, als endlich das „New Start“-Abkommen den Senat passierte. Es ist Kern des „reset“ mit Russland und bedeutet den Europäern, dass Amerika weiterhin führen kann und will.
Obamas Kandidatur war Poesie, seine Amtsführung bisher Prosa. Jetzt muss er in die Hände spucken.
The trauma of the shock isn’t over yet, but there
probably will never be a full recovery.
In reference to “Good Indications for Positive Change” ……. the poetry and prose will go on
to keep to unfortunate appeased .
Rethoric is much easier than getting down to work
and sweating it .
Beside the system is set up for making money with
borrowed money .
Rolling up the sleeves , spitting in the hands and getting down to work is not part of their
(the ruling class) agenda .
Applied Wishful thinking is all we got .