Problemfall USA
Von Norbert Walter
Die Amerikaner werden nur lernen, nicht mehr über ihre Verhältnisse zu leben, wenn Anleger im Ausland sie dazu zwingen.
Die Debatte um die Heraufsetzung der Schuldengrenze in den USA war der Auftakt für den Präsidentschaftswahlkampf. Die Gegensätze prallten hart aufeinander. Die Lösung war angesichts der erstarkten Republikanischen Partei nur um den Preis eines Kniefalls des Präsidenten zu haben. Wer aber meint, Obama sei ein Präsident des Schuldenmachens und die Republikaner, insbesondere die Tea-Party-Leute, seien Verfechter der Haushaltskonsolidierung, der irrt. Die Lage ist weit verworrener. Da wollen einige die Abschaffung eines ohnehin schon nicht allzu großen Sozialstaats und niedrigere Steuern.
Andere wollen die Schrumpfung der Militärausgaben. Und alle sind gegen eine – wie ich finde – vernünftige, saftige Mineralölsteuer. Doch sicher ist, die USA werden die Politik der massiven Drogenabgabe in Form extrem expansiver Geldpolitik und hoher Staatsverschuldung nicht fortsetzen. Die konkreten Schritte bleiben freilich strittig, vor allem bei der Finanzpolitik, möglicherweise aber auch in der Frage, was expansive Geldpolitik leisten soll. Noch immer gilt den Amerikanern die Konjunktur als zu labil, der Arbeitsmarkt als zu schwach, als dass man solche Geschütze der Wirtschaftspolitik auffahren sollte.
Damit aber bleiben die USA ein Problemfall. Sie verfolgen eine Politik, die nicht durchzuhalten ist. Die Frage ist nicht, ob diese Politik aufgegeben wird, sondern wann und unter welchen Bedingungen. Ich glaube nicht, dass die USA durch Einsicht zur Korrektur kommen. Auch nicht durch gutes Beispiel, wie etwa derzeit die Politik von Osborne und Cameron in Großbritannien, die selbst die Härte der Thatcher’schen Sparpolitik übertrifft. Nein, ich glaube im Fall der Amerikaner an das pathologische Lernen. Konkreter: ich glaube, es werden die Änderungen des Anlegerverhaltens mehrerer asiatischer Länder, vor allem der Chinesen, sein, die das „Über-die-Verhältnisse-leben“ der Amerikaner abrupt und schmerzhaft durch Entzug der Anlagemittel zustande bringen.
Damit wird die Finanzierung privater und staatlicher Ausgaben beträchtlich teurer. Damit wird Sparen viel lohnender sein als es heute scheint. Wer behauptet, dass die Fed dies durch den Kauf von Regierungspapieren verhindern könnte, hat ein bedeutendes, aber kein schlagendes Argument. Das Vertrauen in gutes Geld wird durch eine solche Fed-Politik grundlegend erschüttert. Und das gefährdet das Vertrauen in die staatliche Geldordnung. Eine solche Politik drängt die Anleger, nach Alternativen zu suchen.
Die Debatten um die Ablösung des Dollar als Ankerwährung sind schon im Gange. Ich halte die Alternativen „Gold“ und „Yuan“ gegenwärtig und in den nächsten fünf Jahren für nicht besonders überzeugend. Gold ist schon so teuer und der Yuan von Konvertibilität noch weit entfernt. Wenn das im Umkehrschluss heißt, der Euro ist die Alternative, so ist auch dies alles andere als attraktiv, denn ein teurer Euro bei einem konstitutionell schwachen Europa heißt faktisch rezessive Tendenzen dort (USA) und hier (Europa).
Ein dringender Appell also an die internationalen Anleger in der Sommerpause: Haltet den USA den Spiegel vor, macht ihnen klar, dass ihre konturlose Wirtschaftspolitik nicht fortgesetzt werden darf. Und verabredet, dass ein Abwertungswettlauf nicht veranstaltet wird.
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