It's Right to Use Tax Money to Rescue Countries

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Es ist richtig, Staaten mit Steuergeldern zu helfen

Von Torsten Krauel

23.10.2011

Es gibt ein historisches Vorbild für die gegenwärtige Krise. Gerade wir Deutschen sollten deshalb Kapital – aber auch Ideengeber der Euro-Zone sein und bleiben.

Es sind die Wochen, in denen Erholungstage zu Minuten schrumpfen; es ist ein europäischer Krisenmonat, in dem Angela Merkel und Nicolas Sarkozy Geschichte schreiben. In solchen Lagen scheitert, wer von Detail zu Detail denkt. Der Leitstern für das Team Merkel-Sarkozy darf keine Zahlengröße sein. Die Zahlen ändern sich jeden Tag. Merkels und Sarkozys Aufgabe ist es nicht, ihnen hinterherzujagen. Ihre Aufgabe ist es, den Kontinent auf eine neue Ebene zu heben, die greifbar vor Augen liegt und deren Sichtbarwerdung doch erzwungen werden muss.

Wirtschaft und Finanzen der Euro-Zone sind nahtlos verschmolzen, aber die Politik ist im Nationalprinzip stecken geblieben, das ist der Krisenkern. Führung besteht jetzt darin, das Nationalprinzip zu relativieren, ohne es ins Absurde zu ziehen, und Beharrungswillen zu biegen, ohne ihn zu brechen. Es kommt darauf an, das Altvertraute mit einer Realität zu versöhnen, die längst da ist und doch noch nicht die Richtschnur ist.

Heutige Lage ist wie Lage 1947 beim Marshallplan

Merkel und Sarkozy haben ein Vorbild. Die Lage 2011 ist psychologisch so wie die Lage 1947 beim Marshallplan. In Europas Depression platzten eine Währungskrise (um das britische Pfund), eine Wirtschaftskrise (US-Preisexplosion) und eine außenpolitische Krise (Bruch der alliierten Koalition).

Zähes Ringen um Euro-Rettung

US-Präsident Harry Truman antwortete mit dem Entwurf einer neuen Ordnung, deren Kern der Abschied von alten Leitbildern war. Paris und London mussten ihr Weltmachtdenken relativieren, alle Westeuropäer und die Amerikaner sollten das gerade besiegte Deutschland mitstützen.

Haben wir eine Vorstellung davon, was Truman verlangte und wagte? Deutschland, dem Feind, fremden Staaten und Kontinenten mit Steuergeldern helfen? Das traf auf Beharrungskräfte, deren Bruch und Wandlung die wahre Führungsleistung gewesen ist, und führte zunächst zu Chaos. Wie heute hielten Konzepte keine zwei Monate, änderten sich dauernd die Zahlen, es gab ein Gewimmel von „Exekutivkomitees“ und „Beiräten“ und ambitionierten Politikern, die sich neue Erbhöfe schaffen wollten – alles unter dem skeptischen Blick derer, die in altvertrauten Bildern dachten.

Im Vergleich ist Athens Euro-Betrug zwergenhaft

Es war der richtige Weg, und heute stehen Angela Merkel und Nicolas Sarkozy vor derselben Führungsaufgabe. Gelder für Griechenland? Ja, denn wirtschaftlich ist das so, als ob Bayern Sachsen hilft, wir sind ein Wirtschaftsraum. Geld für die Banken? Ja, denn wenn sie kollabieren, steht Europa still.

Merkel sieht wichtigen Schritt zur Krisen-Lösung

Die europäische Wirtschaftsregierung unter Herman Van Rompuy, die Finanzschirme und künftige EU-Vertragsänderungen sind richtige Schritte. Spott über die Griechen, über Merkels Tasten oder über Van Rompuys neue Behörde geht in die Irre. Was da entsteht durch härteste Reformen und harte Nachtarbeit, ist notwendig. Der Griechen-Euro ein Fehler? Deutschland hat vor 1945 Fehler begangen, die Athens Euro-Betrug zwergenhaft machen. Heute spielt Deutschland auch dank Harry Trumans Führungsleistung in der Krise die Rolle der USA von 1947. Deutschland ist der große Kapital- und Ideengeber der Euro-Zone. Wir können, wenn wir wollen.

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