Damned If You Do…

Published in Frankfurter Rundschau
(Germany) on 2 March 2012
by Avi Primor (link to originallink to original)
Translated from by Ron Argentati. Edited by Gillian Palmer .
Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu doesn't want to attack Iran's nuclear facilities. The outcome is too uncertain. But he will demand the United States put pressure on Teheran.

Just prior to Netanyahu's trip to Washington, voices on the right in his government grow louder for a preventative strike against Iran's nuclear facilities, despite the reservations of Israeli military commanders and intelligence personnel. Still, public opinion in Israel appears to be that an attack is essential if Israel is to survive.

It's often claimed that Israel's prime minister is adventuresome and belligerent. That's not the case. Netanyahu, who first came to power in 1996 and was re-elected three years ago, has proven to be very circumspect. He has never resorted to war — unlike previous leaders in his own party, the Labor or the Kadema Parties.

He is even criticized for his exaggerated caution. Critics say he lacks the courage to propose political initiatives that might endanger his coalition. They say even his security measures and threats are more verbal than actual. He doesn't favor war in Lebanon or in the Gaza Strip. Why does anyone assume he would favor starting a very dangerous war against Iran? A war that would in any case be very harmful to Israel; a war the outcome of which would be unforeseeable. The only certainty is that an attack on Iran's nuclear facilities would at best only retard development of nuclear weapons but not eliminate them completely.

All commentators agree that the talks between Netanyahu and Obama will deal mainly with Iran. What else? There's no peace process currently underway in the Middle East. Negotiations with the Palestinians aren't even on the horizon. And the U.S. president will not be available this year — an election year — to mediate. What do they expect from one another?

But for Obama, Iran poses a real danger. It's not just Iran's well-known danger to the rest of the world, a danger German Foreign Minister Guido Westerwelle always mentions when the European Union imposes new sanctions on Iran. It's far more about the immediate danger to Obama the politician and candidate who wants to be re-elected this November.

Nearly all the current Republican candidates for president astound the world with their warmongering statements when it comes to Iran. America, they say, must use every means possible — including military action — to halt Iran's nuclear program. Above all, they want to give Israel a free hand to attack Iran. Little Israel, they maintain, has a right to defend itself against Iran's plans for annihilation. For which read: If the U.S. doesn't intervene, it should at least encourage Israel to attack Iran — perhaps even insist that it do so immediately.

Whether the Republicans would actually pursue such a policy in the event they are elected is questionable. For now, their intent is to set a trap for Obama. If Obama prevents Israel from attacking Iran, then he's just a damned coward who has no interest in preserving the free Western world. If he allows Israel to attack Iran, then oil prices will skyrocket when Iran retaliates, endangering America's entire economic recovery and perhaps even causing a double-dip recession. Since everyone knows that an Obama victory depends on the recovery, either of these scenarios would improve Republican chances next November. The Americans have a saying for such a situation: Damned if you do and damned if you don't.

With the right language, Netanyahu could help Obama avoid this dilemma. In return, he can expect more U.S. pressure on Iran and less on Israel concerning the Middle East problem, but that's not a solution to the Iran problem. To get to that point, there will have to be regime change in Iran in favor of the majority of Iranian citizens who demonstrated in 2009 that they hate their fundamentalist government. This would also cause a power shift in Syria that would result in the ayatollahs losing their indispensable ally in Damascus, south Lebanon or Gaza.

Nuclear weapons in the hands of Iranian liberals would pose no dangers, either to Iran's neighbors or the rest of the world. But getting to that point will take a great deal of time, and that is precisely what Obama does not have.


Wie man's macht ...
Von Avi Primor
02.03.2012


Israels Premier Netanjahu will Irans Atomanlagen nicht angreifen. Der Ausgang ist zu ungewiss. Von den USA wird er dennoch mehr Druck auf den Iran fordern.



Kurz vor der Reise des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nach Washington häuften sich die Stimmen im regierenden rechten Lager, die einen Präventivangriff auf die iranischen Atomanlagen fordern. Zwar widersetzen sich die meisten Befehlshaber des Militärs und der Sicherheitsdienste dem Angriffsprojekt, dennoch scheint die öffentliche Meinung in Israel einen Angriff als überlebenswichtig zu betrachten.

Es wird oft behauptet, Israel hätte einen abenteuerlichen und kriegslustigen Regierungschef. Das stimmt so allerdings nicht. Netanjahu, der zum ersten Mal 1996 Regierungschef wurde und seit drei Jahren erneut an der Spitze der Regierung steht, hat sich in allen Bereichen als äußerst vorsichtig erwiesen. Netanjahu hat nie einen Krieg entfesselt – anders als seine Vorgänger aus der eigenen Partei, der Arbeiterpartei oder auch der Kadima-Partei.

Oft wird sogar seine „übertriebene“ Vorsicht kritisiert. Er hätte, so wird behauptet, keinen Mut, um eine politische Initiative zu ergreifen. Er würde überhaupt keine Initiativen ergreifen, die seine Koalition gefährden könnten. Auch in Sachen Sicherheitsmaßnahmen sind seine Drohungen eher verbal. Er stand hinter keinem Libanonkrieg und auch keinem Krieg im Gazastreifen. Warum sollte man also jetzt davon ausgehen, dass er unbedingt einen äußerst gefährlichen Krieg gegen den Iran beginnen würde? Einen Krieg, der in jedem Fall für Israel sehr schädlich sein würde; einen Krieg, dessen Ausgang unabsehbar ist. Fest steht nur, dass ein Angriff auf die iranischen Atomanlagen im besten Fall die Entwicklung der Atomtechnik hinauszögert, nicht aber total verhindert.

Alle Kommentatoren gehen davon aus, dass sich die Gespräche zwischen Netanjahu und dem US-Präsidenten Barack Obama in Washington hauptsächlich um den Iran drehen werden. Was denn sonst? Einen Friedensprozess im Nahen Osten gibt es derzeit nicht. Verhandlungen mit den Palästinensern sind nicht einmal am Horizont zu entdecken. Und der amerikanische Präsident fällt in diesem Jahr – dem Wahljahr – als Vermittler sowieso aus. Was also erwarten die beiden von einander?

Der Iran ist für Obama eine echte Gefahr. Es geht nicht nur um die bekannte Weltgefahr des Irans, eine Gefahr, die der Bundesaußenminister Guido Westerwelle betonte, als die Europäische Union Sanktionen gegen den Iran verhängte. Es geht um eine unmittelbare Gefahr für den Politiker Obama, für den Wahlkämpfer, der im kommenden November wieder gewinnen will.

Fast alle Republikaner, die um die Nominierung für die Präsidentschaftswahl kämpfen, erstaunen mit ihren kriegsfreudigen Äußerungen, wenn es um den Iran geht. Amerika müsse mit allen Mittel, auch militärischen, die Atomentwicklung des Irans verhindern, fordern sie. Vor allem wollen sie, Israel gern freie Hand lassen, um den Iran anzugreifen. Das kleine Israel habe das Recht, sich gegen die Vernichtungspläne des Irans zu verteidigen. Sprich, wenn Amerika nicht interveniert, dann sollte man wenigstens die Israelis ermutigen, ja sogar drängen, schleunigst den Iran anzugreifen.

Ob die Republikaner, sollten sie an die Macht kommen, tatsächlich so eine Politik in die Tat umsetzen werden, ist fraglich. Vorerst wollen sie den Präsidentschaftskandidaten Obama eine Falle stellen. Verhindert Obama den Angriff auf den Iran, so ist er ein verdammter Feigling, der die Lebensinteressen der freien Welt nicht zu verteidigen weiß. Erlaubt er einen Angriff, so steigen sofort die Erdölpreise als Ergebnis der iranischen Vergeltung in eine Höhe. Die Erholung der amerikanischen Wirtschaft wird dann unmittelbar gefährdet, sogar eine neuerliche Rezession scheint möglich. Da jedermann weiß, dass der Wahlsieg Obamas von der Erholung der Wirtschaft abhängt, würde dies so oder so einen republikanischen Sieg im November ermöglichen. In amerikanischer Redensart heißt das: „damned if you do, damned if you don’t“ (wie man’s macht, macht man’s verkehrt).

Netanjahu kann mit entsprechenden Äußerungen in Amerika das Dilemma des Präsidenten mildern. Dafür wird er mehr amerikanischen Druck auf den Iran und weniger auf Israel in Sachen Nahostkonflikt erwarten. Eine Lösung des Iranproblems ist das nicht. Um das zu erreichen, bräuchte man einen Machtwechsel im Iran zugunsten der Mehrheit der iranischen Bevölkerung, die schon im Jahr 2009 zeigte, wie sehr sie ihr fundamentalistisches Regime hasst. Das hätte auch einen Machtwechsel in Syrien zur Folge. Damit verlören die Ajatollahs ihren unentbehrlichen Verbündeten in Damaskus, im Südlibanon oder im Gazastreifen.

Atomwaffen in den Händen eines liberalen Irans wären keine Gefahr; weder für die arabischen Nachbarn des Irans noch für die Welt. Bis es soweit ist, wird aber noch viel Zeit vergehen. Und genau die fehlt Obama.
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