The Secret Drone War

Published in Frankfurter Rundschau
(Germany) on 11 December 2012
by Barbara Lochbihler (link to originallink to original)
Translated from by Ron Argentati. Edited by Kathleen Weinberger.
Is a drone actually nothing more than an airplane, as international lawyer Wolff Heintschel von Heinegg recently wrote in this newspaper? Does it really make no difference whether a pilot sits in the cockpit himself or sits with a joystick in his hand thousands of kilometers away wiping out his targets, i.e., human lives? It of course makes a great deal of difference, as the use of unmanned drones brings up basic ethical and human rights questions.

There's no disputing the fact that remote-controlled bombers make killing easier. The more distance an attacker has between himself and the target, the more willing he will be to act. If he operates from a support base in Nevada controlling a drone over Somalia, the inhibition level for pulling the trigger is extremely low. One mouse click is enough to take a human life.

Unfortunately, recent studies confirm that the remote drone war is producing more and more victims: Since President Obama made the unmanned aircraft the main weapon in the war on terror, more than 3,000 people have been killed in over 300 attacks, most of these apparently civilians. Studies done at Stanford University as well as at New York University calculate that between 2008 and 2011, attacks in Pakistan alone showed that up to 75 percent of all victims have been civilians. More conservative estimates say the number is closer to 30 percent. In other words, within three years the drone attacks have killed a minimum of 1,000 people.

While it's possible that the current generation of drones can be better controlled than earlier models, the principal beneficiaries of the new technology have been U.S. troops. This brings up another questionable aspect: Does drone use cause the least political damage to the attacker? A war in which the attacker suffers few or no casualties at all is easier to sell to the public back home. Is the use of unmanned drones meant to make military intervention more palatable to a war-weary population? Is Washington hoping to avoid the protests caused whenever coffins arrive at U.S. airports from foreign shores?

The drone program is especially questionable from human rights and international law standpoints. The bottom line is that the U.S. military is deploying these weapons in countries with which the United States is not at war, namely Pakistan and Yemen. Under such conditions, government-mandated killing of people is expressly justified only when it can be shown beyond a doubt that doing so is necessary to save human lives. The United States has to prove this in every individual case. As long as this isn't enforced, drone attacks will remain “extrajudicial killing” and thus a serious violation of human rights.

The opposing view as expressed by Harold Koh, legal adviser to the U.S. State Department: “[The] United States is in an armed conflict with al-Qaeda, as well as the Taliban and associated forces, in response to the horrific 9/11 attacks, and may use force consistent with its inherent right to self-defense under international law.” The attacks took place within the framework of a global war being fought in official war zones as well as outside them. In other words: “everywhere.” That makes Koh's argument absurd because, according to his logic, there would be no difference between an armed conflict and a peaceful one. In addition, the Pakistani government has increasingly protested the drone attacks on its territory.

Even if one accepts Koh's premises, serious human rights problems remain. International Humanitarian Law (IHL) holds that “civilians must be protected against direct attack, ‘unless and for such time as they take a direct part in hostilities’." In addition, lethal action must be proportional strategically as well as appropriate to each case, and the safety of the civilian population must have top priority. Any infraction must be investigated, the perpetrators prosecuted and the victims fairly compensated. The victims referred to here are the numerous civilians killed and injured. But beyond this, there is no mechanism in place to realize that goal. The legal framework of the U.S. drone program is nebulous; most actions are classified and carried out by the CIA. How could anyone be in a position to assure that all victims were actually involved in hostile actions? What redress does a Pakistani farmer have in the case of such a drone attack? Who can be summoned before a court? In the absence of answers to these questions, the drone attacks should be stopped.

Additionally, the German government should also simply abandon its plans to arm its currently unarmed drones in the war zone.


Der geheime Drohnenkrieg
Von Barbara Lochbihler
11. Dezember 2012

Das Kriegsrecht duldet das gezielte Töten nur, wenn die Kombattanten „unmittelbar an Feindseligkeiten beteiligt sind“. Dies ignorieren die USA auch unter Obama.


Ist eine Drohne tatsächlich „nichts anderes als ein Flugzeug“, wie der Völkerrechtler Wolff Heintschel von Heinegg jüngst in dieser Zeitung meinte? Macht es wirklich kaum einen Unterschied, ob ein Soldat selbst im Cockpit am Steuerknüppel sitzt oder einige Tausend Kilometer entfernt einen Joystick bedient, um sein Ziel – also Menschen – auszulöschen? Doch, das macht einen gewaltigen Unterschied, denn der Einsatz unbemannter Flugkörper wirft grundlegende ethische und völker- sowie menschenrechtliche Fragen auf.

Außer Frage steht: Die ferngesteuerten Bomber machen das Töten einfacher. Umso mehr Distanz ein Angreifer zu seinem Ziel hat, umso weniger Zurückhaltung zeigt er. Wenn von einem US-Luftwaffenstützpunkt in Nevada aus Drohnen über Somalia gesteuert werden, ist die Hemmschwelle, den Abzug zu betätigen, extrem niedrig. Ein Mausklick genügt, um Menschenleben zu vernichten.

Leider bestätigen auch jüngste Untersuchungen, dass der ferngesteuerte Drohnenkrieg immer mehr Opfer fordert: Seit US-Präsident Barack Obama die unbemannten Flugkörper zu den Hauptwaffen im Kampf gegen den Terror auserkoren hat, starben in mehr als 300 Angriffen etwa 3.000 Menschen. Die meisten von ihnen waren offensichtlich Zivilisten: Studien der Stanford University und der New York University haben errechnet, dass bei Einsätzen in Pakistan, die zwischen 2008 und 2011 stattfanden, bis zu 75 Prozent aller Opfer aus der zivilen Bevölkerung stammen. Vorsichtigere Schätzungen gehen von einer Quote von 30 Prozent aus. Mit anderen Worten: Durch die Kampfbomber wurden innerhalb von drei Jahren mindestens 1 000 Menschen getötet.

Möglicherweise lassen sich die Angriffe besser steuern als herkömmliche Bombeneinsätze, wirklich geschützt werden aber einzig und allein die US-Soldaten. Womit ein weiteres fragwürdiges Ziel der fliegenden Roboter benannt ist: Drohnen verursachen dem Angreifer geringe politische Kosten. Ein Krieg, der keine „eigenen“ Opfer fordert, lässt sich gegenüber der Bevölkerung besser vertreten. Sollen die Drohneneinsätze also auch dazu beitragen, militärische Interventionen gegenüber einer kriegsmüden Gesellschaft hoffähig zu machen? Setzt Washington darauf, ohne Proteste agieren zu können, wenn keine Särge aus internationalen Kriegsschauplätzen in den heimischen Flughäfen ankommen?

Besonders zweifelhaft ist das US-Drohnenprogramm unter völker- und menschenrechtlichen Gesichtspunkten. Schließlich setzt die US-Armee die Waffen in Regionen ein, mit denen sich das Land nicht in einem erklärten Krieg befindet: in Pakistan, Somalia und Jemen. Unter diesen Umständen sind staatliche Tötungen aber nur dann zulässig, wenn sie nachweislich absolut notwendig sind, um Leben zu retten. Das müsste die US-Regierung bei jedem einzelnen der Todesopfer nachweisen. Solange dies nicht der Fall ist, bleiben die Drohnenangriffe „außergerichtliche Tötungen“ – und damit ein schwerwiegender Verstoß gegen die Menschenrechte.

Gegen diesen Vorwurf erklärt der Rechtsberater des US-Außenministeriums Harold Koh, sein Land befinde sich in einem „bewaffneten Konflikt mit Al-Kaida sowie den Taliban und verbundenen Kräften“. Die Angriffe fänden im Rahmen eines globalen Krieges statt, der sowohl in offiziellen Kriegsgebieten als auch in nicht im Krieg befindlichen Ländern ausgefochten werde. Kurzum: Überall. Und das macht Kohs Argumentation absurd, denn nach dieser Logik wäre jede völkerrechtliche Unterscheidung zwischen bewaffneten Konflikten und friedlichen Verhältnissen hinfällig. Hinzu kommt, dass sich etwa die pakistanische Regierung zunehmend gegen die Angriffe protestiert.

Doch selbst wenn man den Prämissen Kohs folgen mag, bleiben erhebliche rechtliche Probleme. Das Kriegsrecht duldet das gezielte Töten nur, wenn die Kombattanten „unmittelbar an Feindseligkeiten beteiligt sind“. Die Tötungen müssen verhältnismäßig und strategisch nötig sein, der Schutz der Zivilbevölkerung soll oberste Priorität haben. Bei Rechtsbrüchen müssen Untersuchungen stattfinden, die Täter verfolgt und die Opfer entschädigt werden. Von den vielen toten Zivilistinnen und Zivilisten war bereits die Rede. Doch auch darüber hinaus fehlen die Voraussetzungen, um diese Vorgaben umzusetzen. Die rechtliche Grundlage des US-Drohnenprogramms ist unklar, die meisten Aktivitäten werden als geheim eingestuft und vom CIA durchgeführt. Wie soll unter diesen Bedingungen geklärt werden, ob alle Opfer an Feindseligkeiten beteiligt waren? Welche Möglichkeiten hat ein pakistanischer Bauer, gegen einen Angriff zu klagen? Wer kann vor Gericht gestellt werden? Solange solche Fragen nicht geklärt sind, müssen diese Drohneneinsätze eingestellt werden. Und die deutsche Regierung sollte ihre Pläne, die Bundeswehr mit den unbemannten Kampfbombern zu bewaffnen, ganz einfach aufgeben.
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