Seit Jahren schon scheint Facebook ein einzigartiges Beispiel dafür zu sein, wie Wachstum in sozialen Netzwerken funktioniert. Egal wann Mark Zuckerberg neue Nutzerzahlen veröffentlichte, sie waren stets größer als die, die er noch wenige Monate zuvor vorgestellt hatte. Das ist noch immer so. Blickt man allerdings in die USA, scheint sich dort langsam eine gewisse Facebook-Müdigkeit breit zu machen.
Einer jetzt veröffentlichten, repräsentativen Befragung zufolge geben 42 Prozent der amerikanischen Facebook-Nutzer im Alter zwischen 18 und 29 Jahren an, das soziale Netzwerk im vergangenen Jahr seltener als zuvor genutzt zu haben. Bei den Anwendern im Alter zwischen 30 und 49 Jahren sind es laut Studie 34 Prozent. Hinzu kommt: 28 Prozent der Facebook-Nutzer bestätigen die Aussage, dass für sie die Seite an Bedeutung verloren habe, nur 12 Prozent sagen, dass Facebook für sie wichtiger geworden sei.
Zudem haben die Forscher des Pew Research Centers herausgefunden (PDF der Studie), dass 61 Prozent alle Facebook-Nutzer sich bereits freiwillig eine Auszeit vom weltgrößten sozialen Netzwerk genommen haben. Die häufigsten Gründe hierfür seien, mangelnde Zeit (21 Prozent), mangelndes Interesse (10 Prozent) und die Ansicht, Facebook sei Zeitverschwendung beziehungsweise die Inhalte seien irrelevant (10 Prozent).
Bei der Kundenzufriedenheit auf dem letzten Platz
Facebook selbst veröffentlicht keine detaillierten Nutzungsstatistiken, deshalb ist von außen schwer nachvollziehbar, wie es um das soziale Netzwerk tatsächlich bestellt ist. Zwar konnte das Unternehmen zuletzt dank steigender Werbeeinnahmen wieder vermehrt Investoren und Anleger überzeugen. Allerdings wurde Mark Zuckerberg immer wieder vorgeworfen, auf der Suche nach neuen Einnahmequellen die Anliegen und Wünsche der Nutzer aus den Augen zu verlieren.
Solche Vorwürfe und die widerkehrenden Ärgernisse beim Datenschutz sorgen langsam aber sicher für einen Vertrauensverlust: Im amerikanischen Kundenzufriedenheitsindex belegt Facebook unter den sozialen Netzwerken inzwischen den letzten Platz. In einer Umfrage unter Jugendlichen, die das Nutzungsverhalten untersuchte, landete Facebook vor wenigen Wochen hinter der Blogging-Plattform Tumblr. Und auch in der öffentlichen Wahrnehmung setzt sich zunehmend der Eindruck durch, dass Facebook seinen Werbekunden näher steht als den eigenen Nutzern. Im Vorfeld der Präsentation der neuen Suchfunktion Graph Search schrieb das einflussreiche Technologie-Blog The Verge:
“Es gibt keinen Zahlenbeweis, dass Facebook uncool geworden ist, aber man kann es spüren. Die Leute reden darüber. Anstatt dass Facebook die Telefone der Mitreisenden in U-Bahnen und Bussen blau erleuchten lässt, ist dort Instagram oder Snapchat oder Twitter zu sehen. Facebook ist normal geworden – ein “soziales Dienstprogramm”, das jeder nutzt, aber von dem niemand begeistert ist.”
Schon im vergangenen September zitierte der Business Insider einen Finanzanalysten, der basierend auf Com-Score-Zahlen zu dem Schluss kam, Jugendliche in den USA würden das weltgrößte soziale Netzwerk seltener nutzen. Stattdessen sei in dieser Altersgruppe die Fotografie-App Instagram angesagt. Genau die aber wurde von Facebook längst aufgekauft. Vielleicht also kennt Mark Zuckerberg die Jugend doch besser, als es bei Facebook derzeit den Eindruck macht.
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