Drones in War: Lethal Answer to Suicide Bombers

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Manche von ihnen sind so klein, dass man sie unter den Arm nehmen kann, manche sechs Tonnen schwer: Ferngelenkte Roboter bewahren Soldaten vor direktem Kontakt mit dem Feind. US-Militär und CIA verwenden Drohnen dazu, Terrorverdächtige aufzuspüren – und sie in manchen Fällen gezielt zu töten.

Mit dumpfem Dieselbrummen wühlt sich der M160 durch den tiefen Boden auf dem Armee-Stützpunkt Fort Leonard Wood im US-Bundesstaat Missouri. Das fast sechs Tonnen schwere Gefährt sieht mit seinen Antriebsketten und dem Tarnanstrich aus wie ein kleiner Panzer, drei Meter lang, eineinhalb Meter breit und fast ebenso hoch.

Doch trägt der M160 kein Geschütz, sondern an seiner Schnauze ein Ungetüm aus einer quer zur Fahrtrichtung rotierenden Welle, zwei Meter breit, an der 34 Stahlketten befestigt sind mit je einem Hammerkopf am Ende. Sie pflügen das Erdreich bis in 30 Zentimeter Tiefe um, genug um jede Antipersonenmine zur Explosion zu bringen, ebenso Sprengfallen oder Blindgänger.

Der Soldat, der den M160 lenkt, steht in sicherer Entfernung, eine Fernbedienung in der Hand, ähnlich wie man sie von Modellflugzeugen kennt. Zwei Kilometer weit reichen die Signale; Videokameras zeigen auf einem Farbdisplay der Steuerkonsole, wohin sich der Roboter bewegt.

Kampfdrohnen werden per Satellit gesteuert

Fort Leonard Wood ist die Heimat einer Außenstelle des Robotic Systems Joint Project Office, auch Roboter-Universität genannt. Hier werden nicht nur Soldaten für den Einsatz in Afghanistan ausgebildet, hier tüftelt die US Army an unbemannten Systemen. Manche davon, wie der Talon, sind so klein, dass man sie unter den Arm klemmen kann. Sie können Sprengfallen am Straßenrand unschädlich machen, wie sie die Aufständischen in Irak und Afghanistan zu Tausenden legen.

Es gibt aber auch bewaffnete Versionen, bestückt mit Maschinengewehren, Granat- oder Raketenwerfern, dazu hochauflösenden Video- und Wärmebildkameras zur Zielerfassung. Es sind quasi Verwandte der berüchtigten Kampfdrohnen, auch wenn sie nicht aus Tausenden Kilometern Entfernung per Satelliten-Verbindung gesteuert werden, sondern von Soldaten, die sich hinter der nächsten Hausecke verschanzt halten.

Mini-Drohnen sind so klein wie Kolibris

Mittlerweile verfügen in den USA alle Teilstreitkräfte über unbemannte Systeme. Die Marine operiert mit ferngesteuerten U-Booten, die Minen entschärfen oder riskante Aufklärungsmissionen in flachen Gewässern übernehmen. Ferngelenkte Hubschrauber starten von Schiffen aus, bestückt mit elektronischen Sensoren und auch Waffen.

Die Army entwickelt Kampffahrzeuge, die halbautonom in einem Einsatzgebiet manövrieren und tonnenweise schweres Schießgerät mit sich führen. Mini-Drohnen von der Größe eines Kolibris erlauben Soldaten einen Blick in Hinterhöfe oder über den nächsten Hügel, bevor sie vorrücken.

Und die Luftwaffe fliegt inzwischen ein ganzes Geschwader von Drohnen, vom Tarnkappen-Himmelsspion RQ-170 Sentinel, der durch eine Bruchlandung tief im Staatsgebiet Irans Schlagzeilen machte, bis hin zu den Kampfdrohnen Reaper und Predator, die meist zur Unterstützung eigener Truppen im Kampfgebiet eingesetzt werden. Allerdings verwendet sie inzwischen auch der Auslandsgeheimdienst CIA in großer Zahl, überwiegend dazu, Terrorverdächtige etwa in Pakistan und Afghanistan aufzuspüren – und sie in manchen Fällen gezielt zu töten.

Ganz neu ist die Idee nicht, unbemannte Plattformen für militärische Zwecke zu verwenden. Schon in den Achtzigerjahren dachten auch deutsche Rüstungsfirmen darüber nach, wie sich etwa Modellflugzeuge als Späher aus der Luft nutzen ließen. Das Ziel war in erster Linie, Soldaten nicht unnötig Gefahren auszusetzen und den eigenen Truppen einen Informationsvorsprung bei der Lageeinschätzung auf dem Gefechtsfeld zu verschaffen. Wie einst Flugzeuge beim Militär zunächst fast ausschließlich zur Aufklärung dienten, war das auch bei den Robotern der Fall.

Durchbruch nach dem 11. September

Möglich wurde der Durchbruch der Roboter beim Militär erst durch das exponentielle Wachstum der Leistung von Computerchips. Ein Smartphone erledigt heute ein Vielfaches der Rechenoperationen, die das Kontrollzentrum der US-Raumfahrtbehörde Nasa während der Apollo-Missionen zum Mond bewältigen konnte. Hinzu kommt, dass heute enorme Bandbreiten zur Datenübertragung auch über weite Strecken zur Verfügung stehen.

Den großen Schub aber bekamen die Entwicklung und der Einsatz von Drohnen erst nach den Anschlägen des 11. September 2001 und dem Einmarsch der USA in Afghanistan. Die Generäle hatten zuvor wenig gegeben auf die unter der Ägide der militärischen Forschungsagentur Defense Advanced Research Projects Agency seit Mitte der Achtzigerjahre entwickelten Flugzeuge, die von Motoren aus Schneemobilen angetrieben wurden.

Doch nun erkannten sie schnell, welche Vorteile die Predators boten: Stundenlang können sie über dem Einsatzgebiet kreisen, die Situation beobachten. Neben einem Radar und Kameras, die es erlauben, aus mehreren Kilometern Höhe ein Nummernschild zu entziffern, hatten die Maschinen damals schon Laser zur Zielmarkierung an Bord.

Drohnen sind ausdauernd und billig

Mehr als einmal tauchte Osama bin Laden auf den Bildschirmen der amerikanischen Drohnen-Piloten auf, wie Peter W. Singer vom US-Thinktank Brookings Institution in seinem Buch “Wired for War” berichtet. Doch waren die Reaktionszeiten zu lang. Bis Kampfflugzeuge im Zielgebiet ankamen, war der Terrorfürst wieder verschwunden. Die logische Konsequenz daraus war, die Drohnen selbst mit Waffen zu bestücken, etwa mit Hellfire-Raketen oder anderer Munition, die mit deutlich kleineren Sprengladungen das Risiko verringern sollen, unbeteiligte Zivilisten zu töten und unnötige Zerstörung anzurichten.

In den asymmetrischen Konflikten gegen Aufständische erwies sich die Kombination aus Aufklärungsplattform und Waffenträger aus Sicht des Militärs als äußerst effektiv. Der Robotik-Pionier Bart Everett vom Space and Naval Warfare Systems Center der US-Marine brachte es auf die Formulierung: “Für mich sind Roboter unsere Antwort auf den Selbstmordattentäter.” Aus Sicht der Kommandeure verbinden sie drei wesentliche Vorteile: Die Soldaten, die sie fliegen, werden anders etwa als Jet- oder Hubschrauberpiloten nicht direktem Kontakt mit dem Feind ausgesetzt.

Zudem sind Drohnen nicht nur ausdauernd, sie können außerdem die gesammelten Informationen mit Truppen am Boden und Auswertern in den USA fast in Echtzeit teilen und ohne große Zeitverzögerung Waffen zum Einsatz bringen. Nicht zuletzt sind sie billig: Eine Predator kostet an die fünf Millionen Dollar, ein Kampfflugzeug vom Typ F-35 Lightning schlägt mit deutlich mehr als 100 Millionen Dollar zu Buche.

Gezielte Tötungen auch ohne Drohnen

Die Zahlen sprechen für sich: Verfügte das US-Militär 2001 über zehn Predators, sind es heute etwa 300. Und 2003 marschierte die amerikanische Streitmacht im Irak ein ohne einen einzigen landgestützten Roboter. Im Jahr 2008 waren dort dann geschätzt mehr als 12.000 davon im Einsatz.

Die umstrittenen gezielten Tötungen gab es ebenfalls schon vor dem Drohnen-Zeitalter. So liquidierte Israel im Jahr 2004 in Gaza Scheich Jassin, Spiritus rector der Hamas, mit drei Raketen, abgefeuert von einem Kampfhubschrauber. Selbst die Distanz zwischen Ziel und Schütze hat sich mit Raketen und Marschflugkörpern lange vor den Drohnen immer weiter vergrößert.

Und wie bei einem Panzer, einem Kampfjet, einem Fußsoldaten, am Ende drückt auch bei den Robotern noch immer ein Mensch auf den Abzug oder den roten Knopf, um eine Waffe abzufeuern. Den modernen Krieg aber, soviel ist klar, haben sie dennoch grundlegend verändert.

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