2009, Ende März, war es, da war US-Präsident Barack Obama gerade zwei Monate im Amt. Die Euphorie seiner Wahl war noch überall mit Händen greifbar: Der Bruch mit der Politik George W. Bushs, mit dessen Symbolik und Rhetorik, konnte gar nicht schnell genug gehen. Schon Ende März 2009 also verkündete Außenministerin Hillary Clinton das Aus für Bushs rhetorische Kampfformel vom “War on Terror”.
Mit dem Anschlag auf den Bostoner Marathon kehrt nun der “Krieg gegen den Terror” zurück. Nicht politisch, da blieb Obama ohnehin der von Bush vorgezeichneten Strategie treu. Die Bomben, die auf unschuldige Menschen bei einem sportlichen Volksfest zielten, waren der erste Terrorangriff in den USA seit dem 11. September 2001, als Islamisten entführte Passagierflugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers und ins Pentagon steuerten.
Terror im eigenen Land: Das ist für Obama eine neue Situation. Und auch wenn die Zahl der Toten diesmal in keinem Verhältnis zu 9/11 steht (damals starben rund 3000 Menschen), die psychologische Wirkung bleibt enorm.
Dabei liegt noch völlig im Dunkeln, wer hinter dem feigen Anschlag steckt. Neben radikalen Islamisten kommen dafür auch extremistische Kräfte aus den USA selbst infrage, die dem politischen System des Landes den Krieg erklärt haben. Die Aussicht, dass die Terroristen überzeugt sein könnten, ur-amerikanische Werte zu verteidigen, ist wohl für die meisten US-Bürger die sehr viel schlimmere Variante als islamistische, also irgendwie “fremde” Terroristen.
Dabei mag sich seit der Wahl Obamas das politische Klima weiter radikalisiert haben, neu ist der Terror von innen jedoch keineswegs. Der Anarchist Ted Kaczynski, der jahrelang als Einsiedler im Wald lebte, verschickte zwischen 1978 und 1995 sechzehn Briefbomben, die drei Menschen das Leben kosteten; beim Anschlag auf ein Regierungsgebäude in Oklahoma City 1995 durch Rechtsextremisten um den Veteranen Timothy McVeigh starben 168 Menschen.
Mit noch schärferen Einreisebestimmungen und Fluggastdatensammlungen allein lassen sich Anschläge nicht verhindern. Die traurige Wahrheit ist vielmehr: Gegen zum Handeln Entschlossene gibt es in einer freien Gesellschaft keine absolute Sicherheit. Die entscheidende Frage lautet: Wie viel Freiheit sind wir bereit, für mehr Sicherheit freiwillig aufzugeben?
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