Out of Balance

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Schieflage

Von Olaf Standke

21.09.2013

Oalf Standke über US-Amerikaner unterhalb der statistischen Armutsgrenze

Allzeithoch – dieses Wort lieben die Börsianer. Der Dow Jones stürmte zuletzt von Rekord zu Rekord, und da die Notenbank in Washington den Markt weiter mit billigem Geld fluten will, dürfte der Leitindex seinen Höhenflug fortsetzen. Sehr zur Freude der Superreichen in den USA, die laut jüngster Erhebung reicher sind denn je – und das vor allem dank glänzender Aktiengeschäfte und großzügiger staatlicher Steuergeschenke. Die Armen im Lande profitieren nicht. Wie der jüngste Bericht aus dem Census Bureau zeigt, lebt offiziell weiter jeder sechste US-Amerikaner unterhalb der statistischen Armutsgrenze, die für eine vierköpfige Familie bei 23 492 Dollar Haushaltseinkommen im Jahr verläuft. Die Dunkelziffer dürfte noch weitaus höher liegen.

Der Verband protestantischer Wohlfahrtsverbände hat dieser Tage deshalb nachdrücklich vor Kürzungen der Sozialprogramme gewarnt. Und was tut das Repräsentantenhaus oder richtiger seine republikanische Mehrheit? Sie votiert für den drastischen Abbau des Lebensmittelhilfsprogramms SNAP. Etwa 80 Milliarden Dollar im Jahr gibt der Staat für nach wie vor fast 50 Millionen Bedürftige aus. Rund sechs Millionen würden ihre Unterstützung verlieren – arme Familien, hungrige Kinder, verwundbare Senioren, Arbeitssuchende, so die empörte Konferenz Katholischer Bischöfe. Das Wirtschaftsmagazin »Forbes« schätzte das Vermögen der 400 US-Spitzenmilliardäre jetzt auf das Allzeithoch von zwei Billionen Dollar (1,5 Bil. Euro). Das ist »Gottes eigenes Land«.

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