What Trump Means When He Talks about Lynching

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Was Trump bezweckt, wenn er vom Lynchen spricht

Mit einer Gleichsetzung von Amtsenthebung und Lynchmord hat Donald Trump einmal mehr den Vorwurf des Rassismus provoziert. Diese Anschuldigung ist auf mehreren Ebenen berechtigt.

Donald Trump fühlt sich gelyncht. Das Verfahren zur Amtsenthebung käme einem Lynchmord gleich. Das Opfer: ein 73-jähriger, weißer Multimilliardär aus Queens, der seit fast drei Jahren ein Amt innehält, das ihn im allgemeinen Sprachgebrauch zum mächtigsten Mann der Welt macht.

Wenn Trump derartiges twittert, dann greift der US-Präsident einmal mehr zu einer rassistischen Strategie. Er löst – bewusst oder unbewusst – Empörung aus, nur um diese als Beweis für seine Opferrolle zu gebrauchen. So verwandelt Trump billigen Rassismus in eine Waffe zur Selbstverteidigung.

Donald Trump twittert vom Lynchen und bekommt die Zahlen als Retourkutsche

Denn billig ist das Gejammer des Präsidenten allemal. Twitter-User begegnen Trump mit Fakten. 4.743 Menschen wurden in der Geschichte der USA zwischen 1882 und 1968 „gelyncht“. Mehr als 3.550 davon hatten schwarze Hautfarbe.

Das Lynchen als rassistisch motivierter Terror vor allem in den USA hat sogar seinen eigenen Ismus hervorgebracht: Vigilantismus nennt man die Praxis, das vermeintliche Recht in seine eigenen Hände zu nehmen. Die Schergen des Ku-Klux-Klan (KKK) waren in dessen Hochzeit Meister dieses Fachs.

Es liegt auf der Hand, dass der Vergleich zwischen einem politischen Prozess wie der Amtsenthebung eines Präsidenten und einem grausamen Mord aus niederen Beweggründen an sich schon eine Beleidigung für alle Opfer und deren Angehörigen ist. Dass diese Angehörigen und Opfer zum überwältigenden Teil schwarz und die Täter in gleichem Zahlenverhältnis weiß sind, macht Trumps Geschreibsel noch erbärmlicher und sorgt dann auch für den berechtigten Zorn in der afroamerikanischen Gemeinschaft der USA.

Für Donald Trump ist Rassismus eine Strategie

Nun mag der eine oder die andere zu Trumps Verteidigung dessen Plumpheit und unüberlegte Online-Spontanität anbringen. Diese Entschuldigung mag für 18 Jahre alte Youtuber eventuell noch durchgehen. Ganz sicher funktioniert sie nicht für den US-Präsidenten, vor allem nicht nach drei Jahren Amtszeit.

Und Plumpheit ist hier nicht das Problem. Das Problem ist Rassismus. Trump spielt mit rassistischen Klischees, um entweder seiner Basis nach dem Mund zu reden oder um Empörung von seinen Gegnern zu evozieren, die dann wieder die Basis in Schwung bringen. Und genau das immer und immer wieder:

Die lange, unvollständige Liste des Trump‘schen Rassismus‘

o Nach den Auseinandersetzungen in Charlottesville hofierte Trump die Nazis.

o Trump flirtete mit David Duke, Großmeister des KKK.

o Trump führte einen persönlichen Feldzug gegen Colin Kaepernick nach dessen Protest gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt.

o Afrikanische Länder nannte Trump „Scheißlöcher“, Baltimore ein „Rattennest“.

o Trump legt sich regelmäßig und gezielt mit schwarzen Abgeordneten an: Ilhan Omar, Ayanna Pressley, Rashida Tlaib und Alexandria Ocasio-Cortez empfahl er gar, sie sollen dahin gehen, wo sie hergekommen seien. Alle sind US-Amerikanerinnen, drei in den USA geboren.

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Trumps Ex-Mitarbeiterin Omarosa Manigault warf Trump in ihrem Buch vor, er habe Leute als „Nigger“ beschimpft. In den 1970ern sollen Trump und sein Vater sich geweigert haben, ihre Wohnungen an Schwarze zu vermieten. Und so weiter und so fort.

Donald Trumps Lynchmob-Kommentar ist nicht zu entschuldigen

In dieser Gemengelage ist es fast unerheblich, ob Trump selbst ein Rassist ist, was seine lange Historie an rassistischen Kommentaren eigentlich beweist, oder er sich einfach aus dem Baukasten des weißen, männlichen Chauvinismus bedient, um dem Abschaum in seinem Land nach dem Mund zu reden. Ängste zu schüren, Trauer und Empörung zu missbrauchen, die Spaltung voranzutreiben, wenn es nur seine Macht festigen hilft.

Trump wird sich auch für seinen Lynchmob-Kommentar nicht entschuldigen. Anscheinend glaubt der Milliardär wirklich daran, dass er hier das Opfer ist, dass niemandem je so übel zugespielt und dass es deshalb schon in Ordnung geht, wenn er Amtsenthebung mit Mord gleichsetzt.

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