Clintons bizarres Comeback
Der Umfrage-Absturz von Biden und Harris treibt seltsame Blüten: Hillary Clinton ist wieder im Gespräch. Das allein zeigt schon die Tiefe der Krise.
Kein Scherz: Einige Demokraten bringen Hillary Clinton für das Rennen um die US-Präsidentschaft 2024 ins Spiel. Vorneweg mit dabei ist Ehemann Bill. „Hillary ist die am besten geeignete Kandidatin, um eine nationale Wahl zu gewinnen“, sagte der ehemalige US-Präsident dem Magazin People jüngst. Diese Woche legten die beiden Demokraten Douglas E. Schoen und Andrew Stein mit einem Gastbeitrag im Wall Street Journal nach und lösten damit eine Debatte über die Krise der Demokratischen Partei aus. In Reaktion auf die desaströsen Umfragewerte von Joe Biden und Kamala Harris fordern sie ein „politisches Comeback für Hillary Clinton in 2024“ und erklären sie kurzerhand zur „Kandidatin des Wandels“.
Klingt unglaublich? Ist es auch. Die 74-Jährige steht wie keine andere Person für ein „Weiter so“. Donald Trumps Slogan „Make America great again“ setzte sie entgegen: „America is already great“ – so als hätte das Land unter Obama keine Missstände gekannt. Mehr als ein politisches Sitcom-Revival ist von ihr nicht zu erwarten. Nach der Wahl 2016 setzte sich kurzzeitig die Einsicht durch, dass Trump die Wahl weniger gewonnen hat als Clinton sie verloren.
Inzwischen scheinen sich manche daran nicht mehr zu erinnern. Clinton selbst lebt in einer Welt bizarrer Realitätsverweigerung. Obwohl eine der größten FBI-Untersuchungen der Geschichte keine Verbindung zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin finden konnte, redet Clinton immer noch von sinisteren Russen, die ihr den Wahlsieg gestohlen hätten.
Dass ihre Niederlage 2016 vielleicht auch an ihrer Politik gelegen haben mag – als US-Außenministerin ignorierte sie hartnäckig die Wahlversprechen der Obama-Regierung, angefangen mit dem Vorhaben, Auslandseinsätze zu beenden, keine weiteren anzufangen und das US-Foltergefängnis Guantanamo auf Kuba zu schließen –, kommt ihr nicht in den Sinn. Sollte ihr Comeback weiter ernsthaft diskutiert werden, wäre das kein Ansatz zur Lösung der Krise der Demokraten, sondern ihr Ausdruck.
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