Over the past 10 years, there has been no more memorable an event than the 9/11 terrorist attacks. Other developments that had nothing to do with terrorism, however, were far more cataclysmic.
It's a standard cliché often heard these days: 9/11 changed the world. But is that statement true? Did everything really change dramatically after the attacks on the World Trade Center and Pentagon? And did everything have to play out as it did afterward?
The “attack on the United States,” as it was quickly tagged, was undoubtedly a monstrous crime. There had never been such a comparable deadly act of terrorism before. The 19 suicide assassins killed nearly 3,000 people. Not only was America wounded shocked and angered, the entire (western) world was and remains today deeply affected by the incident.
Sept. 11 was doubtless one of the most memorable days in recent history. Nearly everyone today can still recall when and where he or she first learned of the tragedy. That alone justifies the historic significance of that Tuesday in September. The date, 9/11, quickly became a symbol in its own right.
It would be absurd to claim the event didn't have any significant consequences. But if something really did change the world, it was the reaction to the attack and not the attack itself. The cause didn't lead inescapably to the effect. The United States could have reacted differently to the attacks — more deliberately and more prudently.
Let me make it perfectly clear: Every U.S. President after 9/11 probably would have reacted, rightly, as George W. Bush did with an attack on the Taliban regime that provided Osama bin Laden refuge in Afghanistan after the attacks. But nowhere is it written that the invasion had to degenerate into a justification for the return of the Taliban due to a lack of international military troops and sufficient investment of money and resources to rebuild the nation.
Of even less necessity was the invasion of Iraq following 9/11. Saddam Hussein had neither contact with al-Qaida nor weapons of mass destruction. The U.S. government used the post-9/11 trauma as an excuse to repay old debts. The reason America became bogged down in the Iraqi and Afghan swamps had less to do with 9/11 than it did with poor military decision making and planning. Their enormous monetary costs weakened the U.S.'s preeminent position as a superpower, and that was certainly avoidable.
Sept. 11 provides an historic starting point for all possible subsequent developments. One may, if one is so inclined, make a connection between 9/11 and the financial crisis of 2008: In order to avoid a recession, then Federal Reserve chairman Alan Greenspan flooded the markets with dollars in order to keep interest rates low. That inflated the housing bubble to the point where it finally burst in 2007 and 2008. But in the final analysis, such mono-causal models or the events of a single day are of little use except to the al-Qaida propagandists.
As an event, 9/11 was spectacular and will therefore persist in mankind's collective memory. It did not, however, catapult history into a new orbit. The major developments that were accelerated by the shadows of the “war on terror” haven't changed. While the United States and Europe became obsessed by Osama bin Laden and radical Islam, China, India, Brazil and others were playing catch up. That portion of the world formerly referred to deprecatingly as the “Third World” has improved its contribution to the global economy from 20 to 34 percent. Meanwhile, Europe and the United States have stagnated while the developing nations have grown.
That has changed the world and will continue to change it. The opening of China, the collapse of the Soviet Union and globalization have had far greater impact than Sept. 11, 2001, regardless of our fascination with it 10 years later.
Der 11. September hat die Welt nicht verändert
Von CHRISTIAN ULTSCH (Die Presse)
In den vergangenen zehn Jahren gab es kein einprägsameres Ereignis als 9/11. Doch umwälzend waren andere Entwicklungen, die rein gar nichts mit Terror zu tun haben.
Es ist eine Standardformel, die dieser Tage oft zu hören ist: Der 11. September 2001 habe die Welt verändert. Doch stimmt dieser Satz überhaupt? War nach den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon wirklich nichts mehr so wie es vorher war? Und musste danach tatsächlich alles so kommen, wie es kam?
Der „Angriff auf die USA“, wie es schnell hieß, war zweifelsohne ein monströses Verbrechen. Noch nie zuvor hatte es einen derart vernichtenden Terrorakt gegeben. Die 19 Selbstmordattentäter rissen fast 3000 Menschen in den Tod. Nicht nur Amerika war verwundet, geschockt und zornig, die ganze (westliche) Welt stand und steht bis heute im Bann dieses Ereignisses.
Der 11. September war sicherlich einer der einprägsamsten Tage der jüngeren Geschichte. Fast jeder weiß noch, wann und wo er von der Tragödie erfahren hat. Schon deswegen eignete sich dieser September-Dienstag dazu, mit historischer Bedeutung aufgeladen zu werden. Binnen kürzester Zeit wurde das Datum selbst zur Chiffre: 9/11.
Es wäre absurd zu behaupten, dass die Anschläge keine wichtigen Konsequenzen gezeitigt hätten. Wenn aber tatsächlich etwas die Welt verändert haben soll, dann war es die Reaktion auf den 11. September und nicht der Terrorakt selbst. Die Ursache bedingte nicht notwendigerweise die Wirkung. Die USA hätten auch anders auf die Attentate reagieren können, planvoller, umsichtiger.
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Vermutlich hätte nicht nur George W. Bush, sondern jeder US-Präsident nach Nine-Eleven – ganz zu Recht – zu einem Vernichtungsschlag gegen das Taliban-Regime ausgeholt, das Osama bin Ladens al-Qaida Unterschlupf in Afghanistan gewährt hatte. Doch es stand nirgendwo geschrieben, dass nach dem Feldzug durch einen krassen Mangel an Investitionen in den Wiederaufbau und eine anfangs viel zu geringe internationale militärische Präsenz die Grundlage für die Rückkehr der Taliban geschaffen werden muss.
Noch viel weniger zwingend war der Krieg im Irak eine Folge des 11. September. Saddam Hussein verfügte weder über Kontakte zur al-Qaida noch über Massenvernichtungswaffen. Die US-Regierung nützte das Post-9/11-Trauma vielmehr, um alte offene Rechnungen zu begleichen. Dass die USA im afghanischen und irakischen Sumpf versanken, hatte weniger mit 9/11 zu tun als mit militärischen Fehlentscheidungen und Fehlplanungen. Deren finanzielle und moralische Kosten schwächten die Vormachtstellung Amerikas, aber das wäre vermeidbar gewesen.
Der 11. September bietet sich als historischer Fluchtpunkt an, als Ausgangspunkt aller möglichen Entwicklungen. Man kann, wenn man will, auch die Finanzkrise damit in Zusammenhang bringen. Um eine Rezession zu vermeiden, ließ der damalige Notenbank-Chef Alan Greenspan per Zinssenkung die Märkte mit Geld fluten, was die Immobilienblase füllte, die 2007/2008 platzte. Doch letztlich erklären solche monokausalen Modellkonstrukte, die alles nur auf einen Tag und einen Faktor zurückführen, nur sehr wenig. Eine solche symbolische Aufladung nützt niemandem, außer den Propagandisten der al-Qaida.
Als Ereignis war der 11. September spektakulär und wird deshalb im kollektiven Gedächtnis der Menschheit haften bleiben. Doch auf eine völlig neue Umlaufbahn hat dieser Tag die Geschichte nicht katapultiert. An den großen umwälzenden Entwicklungen, die sich im Schatten des „Krieges gegen den Terror“ beschleunigt haben, hat sich nichts geändert. Während sich die USA und Europa zum Teil obsessiv mit Bin Laden und dem radikalen Islam beschäftigten, holten China, Indien, Brasilien & Co. weiter auf. Was man früher verächtlich „Dritte Welt“ nannte, hat seinen Anteil an der globalen Wirtschaft seit dem Jahr 2000 von 20 auf 34 Prozent erhöht. Europa und die USA stagnierten, die Schwellenländer wuchsen weiter.
Das hat die Welt verändert und wird sie weiter verändern. Die Öffnung Chinas, der Zusammenbruch des Sowjetimperiums, die Globalisierung haben weitaus größere Auswirkungen als der 11. September, so fasziniert wir auch seit zehn Jahren immer wieder auf diesen Tag zurückblicken.
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