U.S. Companies Start Dumping Treasuries

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US-Firmen stoßen Bonds ab

Von Markus Ziener

13.03.2011

Pimco stößt amerikanische Staatsanleihen in Milliardenhöhe ab und zeigt damit der Regierung in Washington die Rote Karte. Die findet keine Lösung für die drängenden wirtschaftlichen Probleme.

Artikel ausdruckenArtikel versendenSocial BookmarkingArtikelembeddenvon Das Hauptgebäude der Federal Reserve.

Quelle: ReutersWashingtonEs geschieht selten, dass Politik und Markt so wunderbar zeitgleich ihren völlig unterschiedlichen Sinn für die Realitäten demonstrieren. Diese Woche gelang wieder einmal dieses Kunststück. Im US-Kongress zankten sich die politischen Lager mit allen Raffinessen und Tricks darüber, wie die gigantischen Staatsschulden abgebaut werden sollen, und kamen dabei nicht einen Millimeter voran. Währenddessen aber zog der Markt bereits seine eigenen Konsequenzen und schuf Fakten.

Die Pacific Investment Management Co., besser bekannt unter dem Namen Pimco, warf in den letzten Wochen US-Bonds im Wert von 28 Milliarden Dollar ab. Das war der gesamte Bestand an diesen Papieren und entspricht zwölf Prozent des Pimco-Portfolios. Vor allem aber war dies der größte Beweis des tiefen Misstrauens in die Weisheit der Politik. Der größte Anleihehändler der Welt glaubt, von Bord gehen zu müssen, bevor er mit den USA hinein in den Schuldenstrudel gezogen wird.

Das Kalkül des Großinvestors ist dabei einfach: Wenn die amerikanische Notenbank ab Juni nicht mehr in der Lage sein wird, im großen Stil weitere US-Staatsanleihen zu kaufen, entsteht eine massive Nachfragelücke. Und Pimco sieht nicht, wer die Fed als Käufer ersetzen soll. Richtig ist, dass die Notenbank über ihre unkonventionelle Politik bis zum Sommer Anleihen im Wert von 600 Milliarden Dollar erworben haben wird. Da eine Neuauflage des Aufkaufprogramms, das de facto dem Drucken von Geld entspricht, politisch ausgeschlossen scheint, könnte das amerikanische Finanzministerium bei der Finanzierung seines Defizits in die Klemme geraten. Denn die Fed kauft derzeit rund 70 Prozent der amerikanischen Bonds auf.

Pimco will nicht der Letzte sein – der muss das Licht ausmachen. Mit anderen Worten: Der Investor will nicht auf riesigen Anleihebeständen sitzen, die er im Vergleich zu den Anleihen, die ab Sommer auf dem Markt sein werden, viel zu teuer gekauft hat und die wahrscheinlich auch noch schlechter verzinst werden als die neuen. Denn fällt erst einmal die Nachfrage, dann muss Finanzminister Tim Geithner seine Bundesanleihen billiger anbieten und mit einem höheren Zins locken. Und das ist nicht nur schlecht für all jene, die sich zu früh mit den Papieren eingedeckt haben. Es ist auch schlecht für die Konjunktur. Denn die Rendite für US-Staatsanleihen gibt den Takt vor für viele Firmen- und Verbraucherkredite.

Nur: Wäre in der Politik der klare Wille zu erkennen, dass man genau der Vertrauenserosion entschlossen begegnen will, dann wäre das Problem weit weniger gravierend. Doch offenbar glauben sowohl Demokraten wie Republikaner im Moment noch genügend Zeit für taktische Spielchen zu haben. Mitte der Woche haben im Senat beide Lager eigene Sparvorschläge für den US-Haushalt eingebracht, wohl wissend, dass keiner von ihnen eine Chance auf die erforderliche 60-Stimmen-Mehrheit haben würde.

Tatsächlich wurden auch beide Gesetzesvorhaben wie erwartet niedergestimmt. Die republikanische Sparvariante, weil sie viel zu radikal nach der Rasenmähermethode gestrickt ist. Und der demokratische Vorschlag, weil er wiederum viel zu zögerlich und mutlos war. Hinterher aber beglückwünschten sich Linke wie Rechte für das große Theater, das sie auf der Kongressbühne gezeigt hatten. Denn erst jetzt, nach den Abstimmungsniederlagen, könne man sich zusammensetzen und nach Auswegen suchen. Der Beobachter reibt sich indes verwundert die Augen: So mag man agieren können, wenn es sich um Petitessen handelt und es auch sonst keine Probleme gibt. Nur: Ist ein Defizit von über einer Billion Dollar tatsächlich eine solche Kleinigkeit?

Anders als die Abgeordneten des amerikanischen Kongresses dürfte sich jedoch Pimco gründlich die Haushaltszahlen angesehen haben. Interessant ist dabei die Statistik über den Schuldendienst, also über jene Summen, die der Staat aufbringen muss, nur um die Zinsen für seine Anleihen zu bezahlen. Nach Berechnungen des Budgetamtes des Kongresses (CBO) wird dieser Anteil von derzeit noch 8,4 Prozent des Etats 2013 auf knapp zehn Prozent steigen. Da die CBO-Kalkulation mögliche Zinssprünge nicht prognostiziert, könnte der Schuldendienst am Ende sogar noch höher ausfallen, wenn die Käufer nur mit einem höheren Zins zum Erwerb der Bundesanleihen zu bewegen sind. Das heißt, dass von dem Budgetkuchen ein wachsender Teil unantastbar ist.

Die Politik weigert sich bislang jedoch, die großen Ausgabenblöcke wie Renten, die staatlichen Krankenversicherungen Medicaid und Medicare sowie die Verteidigungsausgaben nachdrücklich anzufassen. Zusammen mit dem Schuldendienst machen diese Komplexe indes rund 75 Prozent des Bundesetats aus. Herumgeschnitten wird vor allem an dem Rest, an Ausgaben zur Bildung, an der Forschung, an Infrastrukturprojekten. Damit aber lässt sich kein Haushalt dieser Welt sanieren. Und schon gar nicht ein so tief verschuldeter wie jener der USA.

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