Hunde, die bellen
Von Gil Yaron
3 Nov 2011
Allen Nachrichten aus Israel zum Trotz: Ein israelischer Angriff gegen Irans Atomprogramm scheint nicht bevorzustehen. Das liegt zum Teil am Wetter.
Just am Donnerstag hielt der Winter mit einer Gewitterfront in Nahost Einzug. Eine dicke Wolkendecke erschwert Präzisionsangriffe aus der Luft erheblich. Vor Mai 2012 ist mit keinem Angriff zu rechnen. Doch nicht nur die Meteorologen beruhigen.
Der Iran hat sein Atomprogramm tief in Bergen versteckt und weit übers Land verstreut. Es würde lang dauern, alle Ziele zu treffen. Die Route von Israel in den Iran durchquert den Luftraum des Irak, Saudi-Arabiens und der Türkei. Zwar sind die Israelis durchaus fähig, unentdeckt einen Überraschungsangriff auszuführen. Doch ein langer Luftkrieg würde das Land vor fast unlösbare militärische, logistische und diplomatische Herausforderungen stellen. Nur die USA, im Verbund mit ihren westlichen Verbündeten, besäßen die Fähigkeit, den Iran wochenlang zu bombardieren. Doch Drohgebärden sind das Einzige, was Premier Benjamin Netanjahu bleibt. Er zieht alle Register, um die Welt zum Handeln zu zwingen. „Haltet mich zurück!”, ruft er und hofft auf scharfe Sanktionen gegen Teheran oder darauf, dass die USA endlich aufmarschieren.
Wen die Berichte aus Israel alarmieren, sollte bedenken, dass sie vom Militärzensor freigegeben wurden. Sollte Israel sich in einem Akt der Verzweiflung gezwungen sehen, den Iran tatsächlich anzugreifen, wird es Teheran keine Warnung liefern. Sorgen sollte man sich also erst machen, wenn Israel nicht mehr von der iranischen Bedrohung spricht.
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