Barack Obama gave an almost irritating speech in Oslo. As he was receiving the Nobel Peace Prize, of all things, his speech was an attempt to justify the war. He philosophized about the conditions and circumstances for a “just war.”
Even the shorter part of his address, the part that was dedicated to peace, dealt mainly more with the impediments to peace than it did with how one goes about creating it.
A Nobel Peace laureate who defends war comes off as strangely as if Herta Müller, this year’s Romanian-born laureate in literature, had expressed sympathy for Nikolai Ceauşescu’s secret police, the Securitate, in her acceptance speech. She, of course, did no such thing. In other words, she didn’t pull an Obama.
There are two valid arguments against the decision made by the Oslo jury. First, Obama is still, even if less than before, a president of future hopes and not of already accomplished successes. While his words point to a better world in the future, his scorecard so far is very much locked in the present. The Nobel Prize is thus more of an enticement to greater accomplishment than it is a reward for what he has already done. Besides that, many Europeans think he may have won the prize mainly for not being George W. Bush.
But, second, Obama is also a wartime president. He may have inherited both Iraq and Afghanistan from Bush, but he hasn’t scaled back the war in the Hindu Kush; in fact, he’s escalating it with a troop surge.
His speech was an attempt to close the gap between being a war president and a Nobel peace laureate. It didn’t work. He described the war as if it belonged to mankind right from the beginning, something like a phenomenon that might be contained but as something one had to first come to terms with.
Obama sees this coming-to-terms as a process of developing and maintaining a set of rules for the war in its evolution toward becoming “just.”
Obama’s speechwriters gleefully mixed the Western tradition of just wars with the new-world American missionary vision. Like his predecessor, Obama talked of the evil in the world today and, in a single breath, linked Hitler and bin Laden with those evildoers. A politician who senses similarities always hates to differentiate.
Of course, it’s admirable when a U.S. president contemplates whether to try justifying a war and how one should go about doing so, especially if he’s the one waging the war. And it would be miraculous if he came to any conclusion other than “war is sometimes necessary,” as Obama did in Oslo.
Just about every president, prime minister or chancellor in office long enough turns into a part-time Clausewitz. But up to now, the Nobel Prize committee shielded themselves and us from the embarrassment of having war defended or at least rationalized at their own awards ceremony. They saved that honor for Barack Obama.
Mehr Krieg für den Frieden
von Kurt Kister
11.12.2009, 10:44
Es war in Teilen eine nahezu ärgerliche Rede: Ausgerechnet bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises rechtfertigt der US-Präsident den Krieg.
Barack Obama hat in Oslo eine in Teilen nahezu ärgerliche Rede gehalten. Ausgerechnet bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises rechtfertigte Obama den Krieg. Er philosophierte über die Bedingungen und Umstände eines gerechten Krieges (just war).
Selbst jener kürzere Teil der Rede, der dem Frieden gewidmet war, setzte sich in erster Linie damit auseinander, was den Frieden in der Welt verhindert, und nicht so sehr damit, wie man Frieden schafft.
Ein Friedensnobelpreisträger, der den Krieg verteidigt, wirkt so sonderbar wie die Literaturpreisträgerin Herta Müller wirken würde, wenn sie in ihrer Nobelpreis-Rede in Stockholm Verständnis und etwas Sympathie für die Securitate geäußert hätte. Natürlich tat Müller das nicht. Sie wenigstens machte nicht den Obama.
Es gibt zwei bedeutende Argumente gegen die Entscheidung der Osloer Jury. Zum einen ist Obama immer noch, wenn auch immer weniger, ein Präsident der Hoffnungen und nicht der bereits erzielten Erfolge. Seine Worte weisen in eine bessere Welt, seine bisherige Bilanz dagegen ist sehr diesseitig. Der Nobelpreis also ist mehr Ansporn als Belohnung; außerdem bindet er die Gefühle vieler Europäer zu einem Anti-Bush-Preis zusammen.
Aber zweitens ist auch Obama ein Kriegspräsident. Er hat Irak und Afghanistan von George W. Bush geerbt. Am Hindukusch verringert Obama das Engagement nicht, sondern er setzt mit Truppenverstärkungen auf Eskalation.
Mit seiner Rede versuchte Obama den Gegensatz zwischen Kriegspräsident und Friedenspreisträger zu verringern. Das gelang ihm nicht. Er beschrieb den Krieg als von Anbeginn zur Menschheit gehörend, gewissermaßen als ein Phänomen, das man zwar einhegen kann, mit dem man sich aber abzufinden hat.
Dieses Sich-Abfinden sieht Obama als Prozess der Entwicklung und Einhaltung eines Regelsatzes für den Krieg und dessen Evolution zum "gerechten Krieg".
Obamas Redenschreiber vermischten munter die abendländische Tradition vom bellum iustum mit dem neuweltlich-amerikanischen Missionarsbewusstsein. Wie seine Amtsvorgänger sprach auch Obama von dem Bösen in der Welt und assoziierte Hitler sowie Bin Laden in zwei Atemzügen mit eben jenem Bösen. Wo ein Politiker Ähnlichkeiten wittert, ist die Differenzierung sein Feind.
Nun ist es prinzipiell ja erstrebenswert, dass sich ein US-Präsident Gedanken darüber macht, ob und wie Krieg zu rechtfertigen ist, speziell wenn er Kriege führt.
Und es wäre verwunderlich, käme er zu einem anderen Schluss, als dass "Krieg manchmal nötig ist" (Obama in Oslo).
Noch jeder Präsident, Premier oder Kanzler ist, war er erst ein Weilchen im Amt, zum Teilzeit-Clausewitzianer geworden. Allerdings hat das Osloer Nobelpreis-Komitee den meisten von ihnen, sich selbst und uns allen die Peinlichkeit erspart, dass der Krieg im Angesicht des Friedenspreises mindestens rationalisiert worden ist. Es blieb Barack Obama vorbehalten, das zu tun.
(SZ vom 11.12.2009/dmo)
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Contrary to what the American president never tires of implying, however, it is not Ukraine and its NATO partners but Putin alone who bears responsibility for this horrific war.