It’s the Economy, Stupid

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It’s the economy, stupid

von Marek Dutschke

14.01.2012

Im amerikanischen Wahlkampf geht es vor allem um eines: Arbeitsplätze. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney versucht sich als Wirtschaftskenner zu inszenieren, lässt Sachverstand jedoch vermissen.

In Deutschland wird unglaublich viel über den amerikanischen Wahlkampf geschrieben. Es ist, als wäre das Thema von allgemeinem Interesse für alle Deutschen. Ich bin in den USA aufgewachsen und kenne Mitt Romney seit seinem Wahlkampf für das Gouverneursamt in Massachusetts im Jahr 2002. Ich habe damals für seinen demokratischen Gegner gestimmt. Romney ist also schon ein alter Vertrauter auf dem politischen Wahlkampfparkett. Ob er nun auch zum republikanischen Präsidentschaftskandidat gewählt wird, kann ich allerdings nicht sagen. Vor vier Jahren hat er es schon einmal probiert und war gescheitert. Das einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass es im amerikanischen Wahlkampf immer um Wirtschaft und Arbeitsplätze geht.

Vor fast vier Jahren als Obama und McCain gegeneinander ins Rennen gegangen sind, konnte sich Obama auch deswegen durchsetzen, weil er Wirtschaftskompetenz besser ausstrahlen konnte.

Romney hat in Iowa genau so viele Stimmen bekommen wie vor vier Jahren, in New Hampshire nur zwanzigtausend Stimmen mehr. Das sind nicht ideale Ausgangsbedingungen. Es könnte sogar noch schwieriger für Romney werden. Denn je mehr republikanische Bewerber aus dem Vorwahlzirkus aussteigen, desto stärker wird der Widerstand gegen Romney werden. Seine Errungenschaften als Gouverneur und seine Versprechungen für das Präsidentenamt werden dann immer kritischer verfolgt und überprüft werden.

Mitt Romney möchte uns nun glauben lassen, dass er weiß, wie Arbeitsplätze geschaffen werden können. Er prahlt damit, dass er in seiner Zeit als Private-Equity-Unternehmer bei Bain Capital dazu beigetragen hat, dass hunderttausend Arbeitsplätze geschaffen wurden. Romney argumentiert, dass der Erfolg dreier Riesenfirmen auf seine Zeit bei Bain Capital zurückzuführen sind: Staples (Bürobedarf), The Sports Authority (Sportgeräte und Kleidung) und Domino’s (Pizza). Das ist natürlich gelogen. Denn erstens sind diese Ketten erst nach Romney’s Abgang bei Bain Capital enorm gewachsen. Zweitens ist der Erfolg dieser Ketten mit dem Untergang kleinerer Ketten und Geschäfte verbunden.

Wenn der Staples Superstore irgendwo einzieht, müssen die kleinen Händler von Büroartikeln einpacken und schließen. Drittens, die Arbeitsplätze, die durch Bain Capital Investitionen geschaffen worden sind, waren in der Regel schlechter bezahlt als die Arbeitsplätze, die sie ersetzt haben. Das eigentliche Geschäft von Bain Capital bestand darin, eine Firma zu kaufen und auszubeuten. So passierte es dem Pharmakonzern Dade International, den Bain auf Pump gekauft und umgehend fast zweitausend Angestellte entlassen hat. Schließlich hat Bain seinen Anteil an der Firma für einen achtfachen Gewinn verkauft. Im Zuge dessen ist Dade bankrottgegangen. Mitt Romney war in seinem früheren Leben also nichts weiter als eine gemeine Heuschrecke.

Die anderen Kandidaten sind nicht besser

Auch die anderen republikanischen Kandidaten lassen Sachverstand bei Wirtschaftsfragen vermissen. Sie äußern sich nicht konkret zu dringenden Fragen zur Reform des Arbeitsmarktes sondern hinterlassen durch skurrile Anekdoten fragwürdigen Eindruck. Rick Santorum, der christliche Fundamentalist, ist nun bekannt als der Mann, der den Leichnam seines totgeborenen Sohnes mit nach Hause nahm, um mit ihm wenigstens eine Nacht im Schoss der Familie zu verbringen. Newt Gingrich tritt bei öffentlichen Auftritten als nörgelnder und herablassender Heuchler in Erscheinung, der aber keine eigenen Ideen hat. Ron Paul will zwar die Militärausgaben kürzen, lässt sich aber meistens bei Jungwählern als bibelfester Opa feiern. Last but not least, Jon Huntsman Jr. möchte sich von den anderen Kandidaten dadurch abheben, dass er weniger schrill auftritt – mit der Konsequenz besonders blass und ideenlos zu wirken.

Eine wirkliche Alternative zu Barack Obama hat sich bisher noch nicht aufgetan, was dem Präsidenten nur Recht sein kann. Allerdings muss er selbst zeigen, dass er eigene Ideen und Willenskraft zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hat.

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