The Catholic church and Republicans are taking to the battlefield against a clause in the healthcare reform law that covers payment for birth control. The controversy comes in handy for the Republicans.
Tim Thomas blew his stack. "I Stand with the Catholics in the fight for Religious Freedom," Thomas posted on his Facebook page. He also made reference to a line in an anti-Fascist poem, “It's time to take a stand.” Just a few weeks earlier, Thomas was the only member of his hockey team to boycott an obligatory Stanley Cup reception at the White House, protesting what he saw it as too much government power.
Nearly forty years after the groundbreaking Roe v. Wade decision legalizing abortion, a cultural war over contraception and government power looms agains. A recently added clause to the healthcare reform act mandates the inclusion of free birth control measures such as the “morning after” pill or employer-funded sterilization procedures.
While the church itself is exempted from the clause, the same isn't true for church-affiliated entities such as hospitals or welfare organizations. The reform, vilified by Republicans as “Obamacare,” does not require the free provision of abortion services.
A storm of indignation immediately followed. Catholic bishops and priests raged against the clause and New York's newly appointed cardinal Tim Dolan thundered that it was an attack on the first amendment.
The controversy comes at an opportune time for Republicans. Until now, the campaign had focused on fiscal policies and the need for leaner government in order to bring down the deficit. But now, social conservatives have caught fire. Mormon Mitt Romney immediately declared solidarity with Catholics and claimed the action was unconstitutional and an attack on religious liberty. Reaction from the two Catholic candidates was even sharper. Newt Gingrich and Rick Santorum both called the Obama administration's action a war against religion, particularly on the Catholic church. The House of Representatives, where Republicans hold a majority, has threatened to reverse the decision.
Since 28 states already had similar rules in effect, Obama was somewhat surprised by the strong objections. He had included a number of prominent Catholic members of his cabinet in the decision making process, including Vice President Joe Biden and Secretary of Health and Human Services Kathleen Sebelius. Several of the president's supporters are now recommending some compromise, perhaps similar to the one in effect in Hawaii where employers in church-related institutions offer supplemental insurance that covers the cost of birth control.
At 78 million, Catholics represent a significant segment of the population. They tend to vote Democratic and 54 percent of them voted for Obama in 2008. Above all in the “rust belt” – Ohio, Pennsylvania, Michigan and Wisconsin – they are important in deciding elections. Catholic influence is also growing due to the influx of Hispanics and their higher birth rate.
At the same time, Obama cannot afford to alienate progressives and women. New York Representative Kirsten Gillibrand remarked “I am dumbfounded that in the year 2012 we still have to fight over birth control.” Public opinion surveys show that 98 percent of Catholic women use some form of birth control.
The level of hypocrisy in the fight is illustrated by the example of Karen Santorum, wife of the vehemently anti-abortion presidential candidate and a mother of seven. Prior to her marriage, she lived with a physician who performed abortions. She never raised any objections then.
USA: Kulturkampf um Religion und Pille
von THOMAS VIEREGGE (Die Presse)
09.02.2012
Die katholische Kirche und die Republikaner ziehen gegen eine Klausel der Gesundheitsreform zu Felde, die die Kosten für Geburtenkontrolle abdeckt. Im Wahlkampf kommt den Republikanern die Kontroverse gelegen.
Tim Thomas platzte der Kragen. „Ich stehe mit den Katholiken im Kampf um die Religionsfreiheit“, notierte der Eishockey-Goalie der Boston Bruins in einem Facebook-Eintrag. Er zitierte die Titelzeile eines Gedichts, das zum Widerstand gegen den Faschismus aufruft: „Es ist Zeit, aufzustehen.“ Vor wenigen Wochen war Thomas als Einziger seines Teams der obligaten Ehrung des Stanley-Cup-Siegers im Weißen Haus durch den Präsidenten ferngeblieben – aus Protest gegen die übermächtige Rolle des Staats.
Fast 40 Jahre nach dem bahnbrechenden Grundsatzurteil Roe versus Wade, das Abtreibung unter gewissen Bedingungen straffrei gestellt hat, tobt im Wahljahr 2012 wieder der Kulturkrieg um Empfängnisverhütung und Staatsmacht. Eine soeben angefügte Klausel der Gesundheitsreform schreibt die kostenlose Versorgung mit Verhütungsmitteln wie der „Pille danach“ oder die Finanzierung einer Sterilisierung durch den Arbeitgeber vor.
Ausgenommen von der Regelung ist zwar die katholische Kirche, auf kirchennahe Institutionen wie Spitäler und Wohlfahrtseinrichtungen trifft dies allerdings nicht zu. Für eine Abtreibung muss laut der umstrittenen Reform, von den Republikanern als „Obamacare“ verunglimpft, nach wie vor freilich nicht aufgekommen werden.
„Krieg gegen Religion“
Prompt brach ein Sturm der Entrüstung los. Von den Kanzeln wetterten katholische Bischöfe und Priester, und New Yorks neu ernannter Kardinal Tim Dolan donnerte, dies sei der schlimmste Affront gegen Katholiken in den USA seit Menschengedenken.
Im Wahlkampf kommt den Republikanern die Kontroverse nur gelegen. Ursprünglich standen fiskalpolitische Themen wie der Kampf für einen schlankeren Staat oder gegen das ausufernde Defizit im Mittelpunkt, jetzt aber haben plötzlich die Sozialkonservativen Feuer gefangen. Der Mormone Mitt Romney gab sich solidarisch mit den Katholiken, er wittert einen „Anschlag gegen die Verfassung“ und die Religionsfreiheit. Noch schärfer zogen die beiden katholischen Kandidaten gegen Präsident Barack Obama zu Felde. Sowohl Newt Gingrich als auch Rick Santorum werfen der Regierung vor, einen „Krieg gegen die Religion“ und insbesondere gegen die katholische Kirche anzuzetteln. Im Repräsentantenhaus, in dem sie die Mehrheit innehaben, drohen die Republikaner damit, die umstrittene Klausel zu kippen.
Weil 28 Bundesstaaten bereits eine ähnliche Regelung praktizieren, zeigte sich Obama ein wenig perplex über die heftigen Reaktionen. Er hatte eine Reihe von prominenten Katholiken aus seinem Kabinett wie Vizepräsident Joe Biden in die Entscheidung einbezogen, die Gesundheitsministerin Kathleen Sibelius ist selbst Katholikin. Mehrere Parteigänger des Präsidenten deuteten nun einen Kompromiss an, wie er beispielsweise auf Hawaii in Kraft ist. Dort schlossen Arbeitgeber kirchennaher Einrichtungen eine Zusatzversicherung ab, die die Kosten für die Geburtenkontrolle abdeckt.
Mit 78 Millionen, rund einem Viertel der Bevölkerung, stellen die Katholiken ein wichtiges Segment. Sie tendieren zu den Demokraten, 2008 votierten sie mit 54 Prozent für Obama. Vor allem im „Rostgürtel“ – in Ohio, Pennsylvania, Michigan oder Wisconsin – kommt ihnen entscheidende Bedeutung zu. Und der Einfluss der Katholiken wächst aufgrund des Zustroms der „Hispanics“ und ihrer höheren Geburtenrate.
„Im 21. Jahrhundert“
Zugleich darf Obama die Progressiven und Frauen nicht verprellen. „Ich dachte, wir seien im 21. Jahrhundert angekommen“, giftete die New Yorker Senatorin Kirsten Gillibrand. Umfragen zufolge nutzen 98 Prozent der US-Katholikinnen Mittel zur Geburtenkontrolle.
Mit welcher Heuchelei die Debatte geführt wird, illustriert das Beispiel von Karen Santorum. Die Frau des Kandidaten, eine dezidierte Abtreibungsgegnerin und siebenfache Mutter, lebte vor ihrer Ehe jahrelang mit einem Arzt zusammen, der Abtreibungen vornahm. Sie stieß sich nie daran.
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