US Federal Reserve Chair Janet Yellen: A Woman as a Hawk

Published in Süddeutsche Zeitung
(Germany) on 2 February 2014
by Nikolaus Piper (link to originallink to original)
Translated from by Erica Wilfong Boxheimer. Edited by Gillian Palmer.
Conservatives can, at best, end a war; yet, the left is good at containing the sprawling welfare state. The old rule has not always been confirmed by history, but surprisingly often; France’s Charles de Gaulle is an example, Sweden’s social democrats are another. Now a new variation of the rule shall be tested: Doves are the best hawks.

I am talking about Janet Yellen. Since Saturday, the 67-year-old economist rules the U.S. Federal Reserve Bank as Ben Bernanke’s successor and is in this function a powerful, if not even the most powerful, woman in the world. Yellen is believed to be a radical dove; in the Fed banker’s own words, it means that she fears unemployment more than inflation and is therefore prepared to bring lots of money to the people and support economic recovery.

A hawk, on the other hand, is someone who wants to stop inflation above all, partly because he believes that you cannot fight unemployment with cheap money. In this sense, the German federal bank President Jens Weidmann is a hawk, and Yellen’s adversary.

The Ideology of the Federal Reserve Has Not Changed

The thing with the doves and hawks is, in that way, anything but a Glasperlenspiel.* The changing of the guard from Bernanke to Yellen marks a historic turning point. Not that the Fed would change its ideology — Yellen thinks similarly to her predecessors. The caesura is that Bernanke’s policy has reached its limit.

At the onset of the financial crisis in 2007, the Fed reacted aggressively without precedent: It lowered interest much faster than the European Central Bank, printed unbelievable quantities of money — and had success. Bernanke receives historical merit to have prevented a repeat of the Great Depression.

Subsequently, the Fed attempted to force a strong boom, in which state and mortgage bonds were bought in previously unimaginable quantities. The Fed’s balance expanded from $869 million to more than $4 billion. In addition, Bernanke promised that at least until unemployment in the U.S. drops below 6.5 percent, interest rates will not increase. All that — that lots of printed money and the explicit obligation of monetary policy on a labor market target — never appeared in a central bank’s history, at least not during times of peace.

The Way Forward under Yellen Will Not Be Easy

All of those involved operate in uncharted terrain — especially when it comes to the normalization of monetary policy. And the normalization must come now; anything else would be irresponsible. The inflation that Bernanke’s critics have warned against for years has not yet happened. If anything, the inflation is so minor that many already fear the crash into destructive deflation. But eventually, inflation potential will be released. In fact, the Fed began normalization in December with extreme caution: It has not made money scarcer, but merely reduced the speed with which it creates new money.

The Fed’s way forward under Yellen will not be easy. Monetary policy does not only concern money, but also has a lot to do with politics. The Fed does not work in a vacuum, but also in Washington with its dysfunctional political system, and they are dealing with an unsettled public opinion.

The Biggest Risk Is an Overload

Furthermore, monetary policy can draw a lot of unintended consequences. One example is the monetary crisis that broke out in Turkey, Argentina, South Africa and other countries. Its cause lies in the countries themselves, but the crisis was triggered by speculation about higher interest rates in the U.S. The Fed must adjust to such surprises. In that, it could help that Yellen is deemed to be a competent communicator.

The Fed’s biggest risk under Yellen is an overload. Yellen and her counterpart, Mario Draghi from the European Central Bank, are in the headlines because elected politicians have left them alone. Fiscal policy has failed as the second pillar of the crisis management.

Washington is paralyzed by the war between Democrats and Republicans; the position has at least improved in this respect, insofar as after a truce in Congress, the fiscal policy has become a bit more rational. In Europe, the institutional framework and public are missing to support a common, rational fiscal policy. Everything together puts Janet Yellen in the unusual position as a dove that must now prove herself a hawk.

*Translator’s note: A pure academic, theoretical and abstract mind game without a practical application.


US-Notenbankchefin Janet Yellen
Eine Frau als Falke


Der Wechsel markiert einen historischen Einschnitt: Die Ökonomin Janet Yellen löst Ben Bernanke als Chefin der amerikanischen Notenbank Federal Reserve ab. Bernankes Politik ist an ihre Grenze gestoßen - nun muss sich Yellen entgegen ihrer Überzeugung als "Falke" bewähren.

Von Nikolaus Piper

Konservative können am besten einen Krieg beenden, Linke sind dagegen gut darin, einen ausufernden Sozialstaat einzudämmen. Die alte Regel hat sich in der Geschichte nicht immer, doch erstaunlich oft bestätigt; Frankreichs Charles de Gaulle ist ein Beispiel, die schwedischen Sozialdemokraten sind ein anderes. Jetzt dürfte eine neue Variante der Regel getestet werden: Tauben sind die besten Falken.

Die Rede ist von Janet Yellen. Die 67-jährige Ökonomin regiert seit Samstag als Nachfolgerin von Ben Bernanke die amerikanische Notenbank Federal Reserve und ist in dieser Funktion eine der mächtigsten, wenn nicht gar die mächtigste Frau der Welt. Yellen gilt als radikale Taube; in der Sprache der Notenbanker bedeutet das: Sie fürchtet Arbeitslosigkeit mehr als Inflation und ist daher bereit, viel Geld unter die Leute zu bringen, um den Aufschwung zu stützen.

Ein Falke dagegen ist jemand, der in erster Linie die Inflation in Schach halten will, auch weil er glaubt, dass man die Arbeitslosigkeit mit billigem Geld gar nicht bekämpfen kann. In diesem Sinne ist Bundesbank-Präsident Jens Weidmann ein Falke und ein Gegenspieler Yellens.

Die Ideologie der Fed ändert sich nicht
Die Sache mit den Tauben und den Falken ist dabei alles andere als ein Glasperlenspiel. Der Wachwechsel von Bernanke zu Yellen markiert einen historischen Einschnitt. Nicht, dass sich die Ideologie der Fed ändern würde - Yellen und ihr Vorgänger denken ähnlich. Die Zäsur liegt darin, dass Bernankes Politik an ihre Grenze gekommen ist.

Auf den Ausbruch der Finanzkrise 2007 hatte die Fed mit beispielloser Aggressivität reagiert: Sie senkte die Zinsen viel schneller als die Europäische Zentralbank, sie druckte unglaubliche Mengen an Dollars - und hatte Erfolg. Es ist das historische Verdienst von Bernanke, dadurch eine Wiederholung der Weltwirtschaftskrise verhindert zu haben.

Danach versuchte die Fed einen stärkeren Aufschwung zu erzwingen, indem sie Staats- und Hypothekenanleihen in zuvor unvorstellbarer Menge kaufte. Die Bilanz der Fed blähte sich von 869 Milliarden auf mehr als vier Billionen Dollar auf. Zudem versprach Bernanke, die Zinsen frühestens dann wieder zu erhöhen, wenn die Arbeitslosigkeit in den USA unter die Marke von 6,5 Prozent gesunken ist. All das - das viele gedruckte Geld und die explizite Bindung der Geldpolitik an ein Arbeitsmarktziel - gab es noch nie zuvor in der Geschichte der Notenbanken, jedenfalls nicht zu Friedenszeiten.

Der weitere Weg unter Yellen wird nicht einfach werden
Alle Beteiligten operieren auf unerforschtem Terrain - gerade wenn es um die Normalisierung der Geldpolitik geht. Und die Normalisierung muss jetzt kommen, alles andere wäre unverantwortlich. Die Inflation, vor der Bernanke-Kritiker seit Jahren warnen, ist zwar bisher ausgeblieben. Im Gegenteil: Die Teuerung ist so gering, dass viele schon den Absturz in eine zerstörerische Deflation fürchten. Aber irgendwann wird das Inflationspotenzial freigesetzt werden. Tatsächlich hat die Fed im Dezember mit der Normalisierung begonnen, allerdings äußerst vorsichtig: Sie verknappt das Geld noch lange nicht, sondern reduziert lediglich das Tempo, mit dem sie neues schafft.

Der weitere Weg für die Fed unter Yellen wird nicht einfach werden. Geldpolitik hat nicht nur mit Geld zu tun, sondern ebenso viel mit Politik. Die Fed arbeitet nicht im luftleeren Raum, sondern in Washington mit seinem dysfunktionalen politischen System und sie hat es mit einer verunsicherten öffentlichen Meinung zu tun.

Das größte Risiko heißt Überforderung
Geldpolitik kann zudem jede Menge unbeabsichtigter Konsequenzen nach sich ziehen. Ein Beispiel ist die Währungskrise, die jetzt in der Türkei, Argentinien. Südafrika und anderen Ländern ausgebrochen ist. Deren Ursachen liegen in den Ländern selbst, ausgelöst wurde die Krise jedoch durch Spekulationen über höhere Zinsen in den USA. Die Fed muss sich auf solche Überraschungen einstellen. Dabei könnte es helfen, dass Yellen als fähige Kommunikatorin gilt.

Das größte Risiko für die Fed unter Yellen heißt Überforderung. Yellen und ihr Gegenpart Mario Draghi von der EZB stehen ja auch deshalb so in den Schlagzeilen, weil sie von den gewählten Politikern allein gelassen werden. Die Finanzpolitik als zweite Säule der Krisenpolitik fällt aus.

Washington ist durch den Krieg zwischen Demokraten und Republikanern gelähmt; dort hat sich die Lage immerhin insofern etwas gebessert, als nach einem Waffenstillstand im Kongress die Finanzpolitik ein bisschen rationaler geworden ist. In Europa fehlen der institutionelle Rahmen und die Öffentlichkeit, um eine gemeinsame rationale Finanzpolitik zu stützen. Alles zusammen bringt Janet Yellen in die außerordentliche Position einer Taube, die sich jetzt als Falke bewähren muss.
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