The Rocky Horror Debt Show in Europe is diverting investors' attention from the United States. But America's political establishment is just as paralyzed as the Europe's.
The effect of surprise is contained within narrow bounds: For the umpteenth time, the stabilization of America’s national finances has failed, and once again Democrats and Republicans make sure the other party gets the responsibility for the debacle. In actuality, a Congressional super committee was supposed to present a bipartisan-developed austerity package, yet the budgetary relief has been called off due to a lack of viable ideas. The U.S. political system has, it seems, crossed the point of no return.
So what? an unruffled contemporary could ask at this point, referring to the trends in the bond markets. Are the low returns that Washington has to offer investors not the best proof that the creditworthiness of the American debtor is intact? Besides, the U.S. is damned to save as it is: The failure of the negotiations namely means that automatic spending cuts go into effect Jan. 1, 2013. The national budget will be stabilized even without a Hollywood-style happy ending on Capitol Hill.
Apart from the fundamental objection — that there is no reason for calm when the legislature of the world’s largest economic power is working on its self-elimination with an almost admirable tenacity — this rosy view of things succumbs to reality. With $15 trillion in debt corresponding to the yearly economic output, the U.S. is not far from the Italian debt level of 120 percent of gross domestic product. To hold the debt level stable, the U.S. must save around $4 trillion in the next four years; through the automatic cuts beginning in 2013, only $1.2 trillion will be cut. Merely driving a lawnmower over government expenditures will not be enough.
It is also questionable whether this lawnmower will be used at all. Washington is now thinking out loud about how the automatic cuts, half of which are supposed to hit the defense budget, could be mitigated. Every dollar counts in the transpacific trial of strength with China, warn friends of the U.S. military. Should the cuts be deployed, the lights will go out within every other government institution — from the FBI to the school system to air traffic control — because the really big budgetary items — pension and health insurance — are exempt from automatic cuts.
Luckily, this vexatious debate is taking place at a point in time when the whole world stares mesmerized at the Rocky Horror Debt show in the eurozone. The main reasons for the present low U.S. returns are neither Barack Obama nor John Boehner but rather Angela Merkel and Mario Monti. The catch in this matter is that the bond markets are no good as prophets. Let’s remember: Until a few months ago, Italy had no problem with issuing bonds. And suddenly the confidence of investors was lost.
What will now happen in Washington? Most likely, not much: The political deadlock could last until the presidential election in November 2012. After that, there are two scenarios: Either the Democrats and Republicans will continue on as before, or in the eight weeks between the election and the end of the year, they will succeed in agreeing to a comprehensive reform program that stabilizes expenditures in the social sector, creates a streamlined tax system and offers entrepreneurs incentives to invest.
In view of the events of the past months — one thinks of the ignoble infighting about raising the U.S. debt ceiling — the chances for agreement are not favorable. This cart is stuck too deeply in the mud. But there is no doubt that saving is necessary. The only open question is whether the U.S. is able to save on its own or if investors must force it to do so.
Die Rocky-Horror-Schulden-Show in Europa lenkt den Blick der Investoren von den USA ab. Amerikas Polit-Establishment ist ebenso gelähmt wie das europäische.
Der Überraschungseffekt hält sich in engen Grenzen: Zum x-ten Mal ist die Stabilisierung der amerikanischen Staatsfinanzen gescheitert, und wieder einmal schanzen sich Demokraten und Republikaner die Verantwortung für das Debakel zu. Eigentlich hätte ein parlamentarisches „Superkomitee“ am Mittwoch ein überparteilich geschnürtes Sparpaket präsentieren sollen, doch der budgetäre Befreiungsschlag dürfte aus Mangel an tragfähigen Ideen abgeblasen werden. Das politische System der Vereinigten Staaten hat, wie es scheint, den Punkt ohne Wiederkehr überschritten.
Na und?, könnte ein gelassener Zeitgenosse an dieser Stelle einwenden und auf die Trends auf den Anleihemärkten verweisen. Sind die niedrigen Renditen, die Washington den Investoren bieten muss, nicht der beste Beweis dafür, dass die Glaubwürdigkeit des amerikanischen Schuldners intakt ist? Außerdem seien die USA ohnehin zum Sparen verdammt: Das Scheitern der Verhandlungen bedeute nämlich, dass mit 1. Jänner 2013 automatische Ausgabenkürzungen in Kraft treten. Der Staatshaushalt werde also auch ohne ein filmreifes Happy End am Capitol Hill stabilisiert.
Abgesehen vom fundamentalen Einwand, dass es kein Grund zur Gelassenheit sein kann, wenn die Legislative der weltgrößten Wirtschaftsmacht mit einer fast schon bewundernswerten Beharrlichkeit an ihrer Selbstabschaffung arbeitet, hält diese rosarote Sicht der Dinge der Realität nicht stand. Die USA sind mit 15 Billionen Dollar in der Kreide, das entspricht der jährlichen Wirtschaftsleistung und ist nicht weit vom italienischen Schuldenniveau von 120 Prozent des BIPs entfernt. Um den Schuldenstand stabil zu halten, müssen die Vereinigten Staaten in den kommenden zehn Jahren rund vier Billionen Dollar einsparen – durch den Automatismus ab 2013 werden aber lediglich 1,2 Billionen Dollar eingespielt. Nur mit dem Rasenmäher über die Staatsausgaben drüberzufahren wird nicht ausreichen.
Weiters ist es fraglich, ob dieser Rasenmäher überhaupt zum Einsatz kommen wird. Bereits jetzt wird in Washington laut darüber nachgedacht, wie die automatischen Kürzungen, die zur Hälfte den Verteidigungsetat betreffen sollen, entschärft werden könnten. Im transpazifischen Kräftemessen mit China zähle jeder Dollar, warnen die Freunde der US-Streitkräfte. Sollten sie sich durchsetzen, werden 2013 in allen anderen staatlichen Einrichtungen – vom FBI über das Schulwesen bis hin zur Flugsicherung – die Lichter ausgehen, denn die wirklich großen Budgetposten Pensions- und Krankenversicherung sind von automatischen Kürzungen ausgenommen.
Zum Glück für die USA findet diese leidige Debatte zu einem Zeitpunkt statt, zu dem die ganze Welt gebannt auf die Rocky-Horror-Schulden-Show in der Eurozone starrt. Die Hauptgründe für die momentan niedrigen US-Renditen heißen weder Barack Obama noch John Boehner, sondern Angela Merkel und Mario Monti. Der Haken an dieser Sache ist nur, dass Anleihemärkte nicht als Propheten taugen. Erinnern wir uns: Noch vor wenigen Monaten hatte Italien keine Probleme damit, Schuldscheine zu begeben. Und plötzlich war das Vertrauen der Investoren dahin.
Was wird nun in Washington passieren? Aller Voraussicht nach nicht viel: Das politische Patt dürfte bis zur Präsidentenwahl im November 2012 anhalten. Für die Zeit danach gibt es zwei Szenarien: Entweder machen Demokraten und Republikaner weiter wie bisher, oder sie schaffen es in den acht Wochen zwischen Wahl und Jahresende, sich auf ein umfassendes Reformprogramm zu einigen, das die Ausgaben im Sozialbereich stabilisiert, das Steuersystem stromlinienförmiger gestaltet und Unternehmern Investitionsanreize bietet.
Angesichts der Ereignisse der vergangenen Monate – man denke etwa an das unwürdige Gerangel um die Anhebung der US-Schuldengrenze – stehen die Chancen auf eine Einigung nicht gut. Dieser Karren steckt schon zu tief im Dreck. Doch daran, dass gespart wird, besteht kein Zweifel. Die einzige offene Frage ist nur, ob die USA noch in der Lage sind, aus freien Stücken zu sparen – oder ob sie von Investoren dazu gezwungen werden müssen.
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