The verdict for former police officer Derek Chauvin is an urgently needed signal to all Americans who have lost faith in the judicial system. But much more is needed for real change.
It should not be anything remarkable when a former police officer like Derek Chauvin is held accountable for his behavior. No one who has seen the video of the barbarous encounter in Minneapolis, Minnesota will forget how the Black man struggled to breathe under Chauvin’s knee and begged for his life for more than nine minutes. It was exactly what President Joe Biden said in his reaction to the verdict: a murder in broad daylight.
And yet, after the case was presented, it was anything but certain that the jury would see it as such. Too often, the U.S. machinery of justice, from investigators to jury members, have stood on the side of the police officer in similar cases; too often, police violence has gone unpunished. In most cases, no charges were even prosecuted. The fear of renewed injustice, especially among Blacks, was well founded.
Structural Racism, Which the Black Lives Matter Movement Protested, Was Not Addressed
In that respect, the verdict for Chauvin is certainly unusual. His conviction on all three counts is a desperately needed signal to all Americans who have lost faith in the judicial system. It is a relief for the people in the nation’s cities who feared new outbreaks of violence. And it is hopefully a turning point in America’s attitude toward police violence, which for decades has disproportionately affected Black Americans.
The structural racism that the Black Lives Matter movement rightfully protested was not addressed in the courtroom. The trial also never addressed the American police culture that promotes excessive violence. Instead, the prosecution portrayed former officer Chauvin, who was fired after the incident, as a bad apple and an anomaly. It disappointed police critics, but from the perspective of the defense attorneys, the strategy paid off. It allowed the jury, who might have been sympathetic to police, to condemn Chauvin’s behavior.
Videos from Bystanders at the Crime Scene Allowed the Prosecution To Expose Attempted Cover-Ups
One may well wonder what the verdict would have been if the images of George Floyd’s murder had not been so clear, or if they had not existed at all. The statement that the Minneapolis police released after the fatal incident last May said only that Floyd had experienced a “medical emergency.” It was the video taken by bystanders at the crime scene that made it possible for the prosecution to reveal these and other cover-up attempts.
But there were similar images in some earlier cases of police violence, too. Police footage of the beating of Rodney King, a Black man, in Los Angeles in 1991 still did not prevent the officers from being acquitted. Even the many deadly police procedures that the law has since required to be captured on police body cameras have hardly ever led to a conviction.
The Vow of Silence among Police Officers Was Broken
For this reason, too, the guilty verdict for Chauvin is unusual. With some optimism, one can see in the jury’s verdict a shift in perspective on police violence against Black people, a shift that cannot be explained without considering the upheaval that much of American society has experienced since last summer. One can also view the appearances by 10 police officers who testified as witnesses against Chauvin during the trial in the same vein. In doing so, they broke a vow of silence under which police officers do not incriminate each other.
The U.S. will continue to experience setbacks in dealing with police violence and racism, and much more remains to be done to effect real change. But the verdict in Minneapolis is definitely a step in the right direction.
Dieses Urteil ist hoffentlich ein Wendepunkt
Der Schuldspruch gegen den Ex-Polizisten Derek Chauvin ist ein dringend nötiges Zeichen an all jene Amerikaner, die den Glauben in die Justiz verloren haben. Doch für einen echten Wandel wird es noch viel brauchen.
Es sollte nichts Besonderes sein, dass ein Ex-Polizist wie Derek Chauvin für sein Verhalten zur Verantwortung gezogen wird. Niemand, der das Video vom grausamen Einsatz in Minneapolis gesehen hat, wird vergessen, wie der Afroamerikaner George Floyd unter Chauvins Knie nach Luft rang und um sein Leben flehte, mehr als neun Minuten lang. Es war exakt so, wie es US-Präsident Joe Biden in seiner Reaktion auf das Urteil sagte: ein Mord am helllichten Tag.
Und doch war nach dem Prozess alles andere als sicher, ob die Geschworenen dies auch so sehen würden. Zu oft schon hatte sich die Maschinerie der US-Justiz - von den Ermittlern bis zu den Geschworenen - in ähnlichen Fällen auf die Seite der Polizisten gestellt, zu oft schon hatte sie Polizeigewalt ungestraft gelassen. Meistens kam es nicht einmal zu einer Anklage. Die Angst besonders der Afroamerikaner vor neuem Unrecht war begründet.
Der strukturelle Rassismus, den die "Black Lives Matter"-Bewegung beklagt, war kein Thema
Insofern ist das nun ergangene Urteil gegen Chauvin durchaus etwas Besonderes. Der Schuldspruch in allen drei Anklagepunkten ist ein dringend nötiges Zeichen an all jene Amerikaner, die den Glauben in die Justiz verloren hatten. Er ist eine Erleichterung für die Menschen in den Städten des Landes, die neue Ausschreitungen befürchten mussten. Und er ist hoffentlich ein Wendepunkt im Umgang der USA mit Polizeigewalt, von der schwarze Amerikaner seit vielen Jahrzehnten überproportional betroffen sind.
Der strukturelle Rassismus, den die "Black Lives Matter"-Bewegung zu Recht beklagt, war im Gerichtssaal kein Thema. Es ging beim Verfahren auch nie um die Kultur der US-Polizei, die Gewaltexzesse erst befördert. Stattdessen stellte die Anklage den inzwischen entlassenen Beamten Chauvin als Irrläufer und Abweichler dar. Das hat Polizeikritiker enttäuscht, doch aus Sicht der Staatsanwaltschaft ging die Strategie auf. Sie erlaubte es auch Geschworenen, die der Polizei vielleicht wohlwollend gegenüberstehen, Chauvins Verhalten zu sanktionieren.
Es waren Videos von Passanten vom Tatort, die es der Anklage ermöglichten, Vertuschungsversuche zu entlarven
Man kann sich durchaus fragen, wie das Urteil gelautet hätte, wenn die Bilder von der Tötung Floyds nicht so eindeutig gewesen wären - oder wenn es diese Bilder überhaupt nicht gegeben hätte. In der Medienmitteilung der Polizei von Minneapolis, die diese nach dem fatalen Einsatz im vergangenen Mai verschickt hatte, war bloß die Rede von einem "medizinischen Notfall" gewesen, den Floyd erlitten habe. Es waren die Videos von Passanten vom Tatort, die es der Anklage ermöglichten, solche und andere Vertuschungsversuche zu entlarven.
Doch Bilder hatte es auch schon bei früheren Fällen von Polizeigewalt gegeben. Die Aufnahmen von den Polizisten, die 1991 in Los Angeles auf den wehrlosen Schwarzen Rodney King einprügelten, verhinderten trotzdem nicht, dass die Beamten freigesprochen wurden. Auch die zahlreichen tödlichen Einsätze, die seither von gesetzlich vorgeschriebenen Körperkameras der Polizisten festgehalten wurden, führten kaum je zu einer Verurteilung.
Der Schweigepakt unter Polizisten wurde gebrochen
Auch deshalb ist der Schuldspruch für Chauvin außergewöhnlich. Mit ein wenig Optimismus kann man im Urteil der Jury einen Sinneswandel erkennen, was die Beurteilung von Polizeigewalt gegenüber Schwarzen angeht - ein Sinneswandel, der sich nicht ohne den Ruck erklären lässt, der seit dem vergangenen Sommer durch weite Teile der amerikanischen Gesellschaft gegangen ist. Im selben Licht kann man auch die Auftritte der zehn Polizisten lesen, die während des Verfahrens als Zeugen gegen Chauvin ausgesagt haben. Sie brachen damit einen Schweigepakt, der lautete: Kein Polizist belastet einen anderen.
Die USA werden im Umgang mit Polizeigewalt und Rassismus noch viele Rückschläge erleben, und für einen echten Wandel wird es noch viel brauchen. Aber ein Fortschritt ist das Urteil von Minneapolis allemal.
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